Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Roman von Georg Hartwig. 25
ſollſt. Daß ich ein leidlich wohlhabender Mann bin, iſt Zufall, ebenſo gut könnte ih gezwungen ſein, uns Beide mit meinem beſcheidenen Gehalt dur<h!s Leben zu bringen, nicht wahr? Was dann? Würdeſt Du au<h dann dex unabweisbaren Nothwendigkeit meiner Forderung Deinen findiſchen Troß entgegenſtellen? Oder würdeſt Du daran denten, daß die Liebe des Weibes übex ſolche Nichtigkeiten exhaben iſt, und Deine Pflicht gegen mi gewiſſenhaft erfüllen?“
Dex Gedanke an ein ärmliches Loos war Jrma noch niemals gefommen, deshalb vermochte ſie denſelben mit allen ſeinen Konſequenzen weder fo {nell zu erfaſſen, no< zu beurtheilen. FJuſtinftiv nux flößte er ihr Entſeßen ein, ſo daß ſie die Hände krampfhaft über der Bruſt faltete und exrbleichend zurütrat.
„Nun? Ft es denn unmöglich, daß dieſer Fall ein= irte?“ fragte er, ihre Finger löſend und bekümmert den Arm um Jrma's Schulter ſ<hlingend. „Wenn ih heute dur< unglücliche Spekulationen mein Vermögen vexrlöre, würdeſt Du dann weniger an mir hängen oder mich ge= ringer ſchäßen, als bisher? Von mix kann ih behaupten, daß bei einem ſolchen Vorkommniß es meine größte Sorge bleiben würde, Dich den Verluſt möglichſt wenig empfin= den zu laſſen, Du thörichtes, ſ<hwaches Kind!“
Sie kam ſi<h in dieſem Augenbli> ſo klein vor an=geſichts feiner großherzigen Geſinnung, daß ſie wie abbittend ſeine Rechte ergriff und küßte.
„Soll ich das für ein Zugeſtändniß nehmen?“ fragte Meiſchi>, ſich zu ihr niederbeugend, „für ein Zugeſtänd= niß Deiner willigen Liebe, meine Jrma ?“