Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Roman von Georg Hartwig. 65
Hand gedrü>t — ſie hätte ihm jebt nicht beichlen können, und wenn das Leben davon abgehangen, no<h weniger die Bedingung, welche ſie dem Grafen leichtfertig geſtellt, ihre Gunſt zu exlangen. Ein exſti>endes Angſtgefühl, als ahnte Jrma inſtinktiv ihr nicht mehr abweisbares Geſchi>, drang auf ſie ein. Jhre Arme ſanken herab.
Das war keine Komödie, wie Meiſchi> argwöhnte. Bleich, mit geſchloſſenen Augen neigte ſich das ſ<höne Haupt zur Seite.
„Jrina, Jrma!“ rief er eindringli<h, aber ex ſagte niht: „Laß Alles vergeſſen ſein !“
Sie blieb regungslos, die Tropfen an ihren Wimpern ſchienen verſteinert.
„Juma, willſt Du zu dem Kummer, den Du mix heute bereitet haſt, auh no die Angſt fügen? Lege Dich nieder! Du haſt Schlaf nöthig! Komm, ih führe Dich!“
O, fie bedurfte andern Troſtes, denn das erſte Geheim=niß vor ihrem Gatten brannte unerträglich in ihrer Seele. Wenn ſie es beichten könnte, würde Frieden einkehren, eher niht. Aber wie? Sein Auge verrieth keine Schonung. Jebt ſ{hloß Scham über etwas verhältnißmäßig doh ſo Harmloſes Jrma’s Lippen, und doch war die Stunde niht ſo gar fern, wo ſie in ſinnloſer Leidenſchaft ihx und ſein Glüc freventli<h zertrümmerte.
Zweifellos zeugte es von unzeitiger Charakterfeſtigfkeit, daß Meiſchi> die ſumme Angſt ſeines Weibes nicht durch Zärtlichkeit ermuthigte, aber hatte ex niht zum ODefteren die Erfahrung gemacht, daß ſolche Schmerzausbrüche ebenſo ſ{nell verflogen als eintraten, und nichls Hinter=-
Bibliothek. Jahrg, 1886, Bd, T, 5