Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
2 Der Talisman des Weibes.
er das Heiligthum der Seele ſchnell wieder verſchleiern, fuhr er fort: „Zh denke, Du machſt Dich bei Zeiten an die Einrichtung des Fremdenzimmers für Gretchen Werner.“
Sie ſann einen Augenbli> na<, bewegt von den wider= ſtrebendſten Gefühlen. Aber das Brennen des Stachels überwog jede weiche Regung. „Die Stube nah dem Hofe hinaus iſt ſehr falt, wie Du weißt, faſt unheizbar. Tante Käthe wird ohne Zweifel Bedingungen ſtellen. Wähle alſo eine andere aus, mix iſt es glci<. Gib den Salon dazu her, oder no< beſſer unſer S<hlafgemah. Du kannſt
ja den Alkoven neben Deinem Arbeitszimmer beziehen, ivährend ih mein kleines Garderobezimmer für mi ein= rite.“
Vor ſeinem eigenthümli<h ſcharfen Blik ſenkte Jrma das Haupt, ſonſt hätte ſie bemerken müfſen, wie die Hoffz nungskoſigkeit ihren fahlen Schein über ſein kurz zuvor belebtes Antliß breitete. „Es bleibt bei dem, was i< anordnete,“ ſagte er kurz. „Jm Uebrigen,“ ex nahm die Palette und warf ſie bei Seite, „kann i<h Dix empfehlen, das dreizehnte Kapitel des erſten Korintherbriefes einmal mit Ernſt durchzuleſen, vielleicht findet ſi< dann au das Verſtändniß dazu.“
Ctliche Tage ſpäter traf folgender Brief der Stift#= dame ein:
„Lieber Neffe!
Jh ſende Dir Gretchen Werner zu und bitte Dich, ſie am 183. Februar in Sittlingen von der Poſt abzuholen. Wenn ich dieſe Anzeige ausſchließli<h an Dich richte, fo wirſt Du daraus exſehen, daß die in Deinem Schreiben