Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
Novelle von Schmidt-Weißenſels. - 93
Horak. „Sie waren vielleicht im Gaſthof ſo unvorſichtig, Ihr Geld zu zeigen.“
„Ja, ja,“ erwiederte ex fie anlächelnd, „Sie haben wohl nicht Unrecht. Jh bin überhaupt zu unvorſichtig in dieſer unſicheren Gegend geweſen. Aber was wußte ih von ſolz <en Räuberbanden hier, von dieſem verdammten Condéer! Ja, er mag es woÿl geweſen ſein, dem ih in die Hände gefallen bin. Wie ſieht ex denn aus, Herr Juſtitiar ?* wandte ex ſih an dieſen.
„Wie ſieht ex denn aus?“ wiederholte der alie Herr die an ihn gerichtete Frage, was ihm eine Gewohnheit in ſeiner Unterhaltung geworden war. „Hätte ih ihn einmal vor mir gehabt, mein werther Herx Horak, ſo würde ex heute niht mehr ſein Unweſen treiben, darauf können Sie ſich verlaſſen.“
„Entſinnen Sie ſich denn nicht, wie der Anführer der Räuber ausgeſehen hat?“ fragte Loni den Böhmen.
„Wer eigentlich der Anführer war, mein Fräulein, fönnte ih niht behaupten. Wahrſcheinlich der, welcher mix ein Halt zurief und der auf mich ſ{hoß, nachdem ih meine Piſtole als Antwort auf ſeine drohende Frage auf ihn abgedrü>t hatte, unglüdliher Weiſe, ohne ihn zu treffen.“
„Nun?“ Heiſchte das neugierige Mädchen weiter. „Was für ein Menſch war es denn? J< denke mix ſo einen Räuberhauptmann ſchre>li<, Herx Horak.“
„Gott bewahre, Fräulein! Der mich zuerſt anfiel, war ein ganz unſcheinbares Kexlchen. Jh hätte ihn eher für einen Schneidergeſellen, als für einen abgefeimten Wege=