Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidt-Weißenfels. 145

Geiſteëgeſtörtheit beſchloſſen worden, die Jhnen, Sire, von Verleumdern angedichtet wird. Daraufhin nahm ih Ver= anlafſung, mi< pexſönlih zum Großfürſten zu begeben, um mit ihm von dieſen Gerüchten zu \pre<hen und dabei zu ergründen, inwietveit derſelbe dabei betheiligt ſein könnte. Hiermit habe i< Eurer Majeſtät die ſo dringend an mich geſtellte Frage beantwortet, und Sie mögen die Ueberzeu= gung daraus ſ{öpfen wie unbeirrt ih auch darin meine Pflicht im Auge behielt.“

Dex Zar hatte nachdenkli<h zugehört. Nun hob ex ſein Haupt und fragte wieder: „Wie fanden Sie den Groß= fürſten? Glauben Sie, daß er ter Urheber dieſes Ge-= rüchtes iſt 2“

„Es wäre leichtfertig von mix, dies jeht ſchon behaupten zu wollen, Sire; aber ſicherlih erſchrak er, daß ih davon ivußte und ihn gewiſſermaßen deshalb zur Rechenſchaft ziehen wollte.“

„Warum zögern Sie alſo, der Sache auf den Grund zu gehen? Vollſtre>en Sie doch Jhre BVollinacht.“

„Heute, Sire? Das wäre unvorſichtig. Die befohlene Hochzeit Schahir's mit Alexa Jwanowna hat ebenfalls die Stadt ſchon mit böſen Gerüchten exfüllt. Vielleicht wäre es beſſer, dieſe Trauung no aufzuſchieben.“

„Auf keinen Fall,“ verſeßte der Zar heſtig. „J< habe mein Wort gegeben und in einer Stunde wird es eingelöst. Es wird ein Schlag für die Verſchwörer da drüben ſein, ih weiß es. Aber es gilt zu ſchlagen, ſ<nell und feſt, Herr Generalgouverneux, und ih will kein Zögern mehr.“

Bibliothek. Jahrg. 1886, Bd. X11... 10