Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

148 Das Drama im Kaiſerſhloß.

grauſamen Befehl des Zaren ſi unterwarf , erregte allz gemein Mitleid und Bewunderung. Nur zwei Perſonen blidten mit banger Spannung auf die Braut: der Groß= fürſt Alexander und Graf Pahlen, welche den Brief Sorin's an ſie übermittelt hatten, in welchem ihr im entſcheidenden Moment die troßige Weigerung ihrer Zuſtimmung zur Verheirathung mit Schahix mit der Verſicherung abver= langt war, daß binnen vierundzwanzig Stunden alle Folgen dieſer Kühnheit aufgehoben ſein würden.

Würde Alexa den Muth Haben, der zu einer ſolchen That unter den Augen des Kaiſers gehörte? War es nicht zu viel verlangt von einem ſ{hwachen Mädchen, dem Zorn eines Herrſchers zu troben, vox dem die mächtigſten Männer im Reiche zitterten und von deſſen ſhonungsloſer Tyrannen= geſinnung nur zu viele Beweiſe vorhanden waren?

Dieſe beiden Mitwiſſer des Jnhalts des Sorin’ſchen Briefes wußten nicht, welcher Entſchluß aus eigener Seele in Alexa gereift war, und daß das Schreiben ihres Ge= liebten ſie nux mit der Beruhigung erfüllt hatte, in ſeinem Sinne gedacht zu haben und zu handeln. Sie war bereit, bis vor den Altar zu treten, gehorſame Sklavin ihres Gee bietexs bis zu dem Augenbli>e zu ſein, da man ſie um ihre Willensäußerung, deren die Kirche unbedingt bedurſte, fragen würde. Dann wollte ſie die Tochter des beſiegten Tatarenfürſten ſein, welche muthvoll die Kette zerbrach, die man ihr anzulegen befohlen hatte.

Jn herkömmlicher Art verlief die Feierlichkeit bis zu der verhängnißvollen Frageſtellung des amtirenden Geiſt= lichen. Es wax eine Todtenſtille in der Kirche, und Uun=