Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidt-Weißenſfels. 159

ihm zu reden. Nicht nur um der armen Alexa willen, ſondern au< in der düſteren Ahnung von einem Unheil, das ihren älteſten Söhnen dur< den Vater drohe, und von einer Kataſtrophe, welcher das Reich entgegen treibe. Das fur<tbare Wort, das Alexa gegen den Zaren gez ſchleudert, hatte fie zu dieſer Energie aufgerüttelt. Eine geheime Stimme in ihr ſagte ihr, daß dies Wort eine verhängnißvolle Bedeutung erhalten könne, da ſo viele Handlungen des Kaiſers in der lebßten Zeit demſelben Recht gäben. Die befonnene Frau, die beſorgte Mutter, die Fürſtin, welhe man aus der Liebe und dem Vertrauen ihres Gatten verdrängt hatte, erachtete ſich unter dem ge= heimnißvoll düſleren Mahnen jener inneren Stimme für verpflichtet, aus der leidenden Rolle heraus zu treten, die ihr zuertheiſt worden war, und von den Rechten Gebrauch zu machen, die ihr gebührten.

Sobald Paul ſie in ſeinem Zimmer erblickte, ſprang er vom Hintergrund deſſelben auf ſie los, wie wenn er ſie ſchlagen wollte. Aber ſie behielt äußerlih ihre Faſſung und verlor ſie au< nit, als er ſie anfuhr: „Was treibt Sie hierher, Madame? Ha, Ihre Furcht, Zhr böſes Gewiſſen !“

„Sch habe fein böſes Gewiſſen, Sire,“ erwiederle die Zarin, „ſondern ich wage es, zu Jhnen zu kommen, weil ih Fhr Weib bin, das die Liebe für Sie troß der un=würdigen Behandlung, die Sie mir erweiſen, noh nicht verloren hat.“

Er wich einige Schritte wieder zurli>.

„Liebe? Was reden Sie da, und jeht, wozu? Um