Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

È

164 Das Drama im Kaiſerſhloß.

„Rußland, Sire! Es kann keinen Wahnſinnigen zum Herrſcher brauchen.“ : E

„Wahnſinnig? Wirklih? Wäre ih es? Nun,“ lachte der Zar ingrimmig auf, „wäre ih es niht, fo könnte ih es jeht werden. Ha, dieſe Alexa? So tar es richtig die Parole! Und ih Thor, der noh wartete, zuzuſchlagen. Wenn mich meine Frau mit ſüßen Reden nicht davon ab= gehalten hätte, ſo würde i< Euh Alle wohl noh re<ht= zeitig gepa&t haben. Aber ih war verrathen ringsum. O, ih ahnte es! Auch von Pahlen alſo, der mich bis — morgen vertröſtete. Verflucht Jhr Alle !“

„Faſſen Sie ſich, ih rathe es Jhnen in Jhrem Jntereſſe,“ erwiederte ihm Bennigſen auf dieſen Ausbruch von Zorn und Grimm. „Unterſchreiben Sie!“

„Meine Thronentſagung? Zu weſſen Gunſten denn?“

„Zu Gunſten Jhres Sohnes Alexander!“

„Alſo auch richtig, wie ih geda<ht! O, wäre ih doh meinem Kopf, meinen Ahnungen gefolgt! Jh würde Euch meinen Wahnſinn haben ſpüren laſſen!“

Er ſah durch die Thüre ein Dußend hoher Offiziere mit gerötheten Geſichtern, wild erregt und in drohender Haltung eindringen.

„Halt!“ ſchrie ex im Kommandotone ihnen zu und ſprang vollends aus dem Bett, ſtand daneben aufrecht, wie wenn ex eine Parade abzunehmen habe, und fuhr fort: „Halt, ſag? ih, Euer Zar! Tod dem, der ſih noh rührt! Hört Jhr? Tod dem, der —“

Crfkonnte nicht ausreden. Einer der Offiziere, die vor ſeinem Wort nicht eine Sekunde geſtußt hatten, faßte ihn am Arm,