Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Von P. Schwanſfeldor. 189
Denn wovon wollle ex ſi<h und die junge Frau erhalten? Er wollte nicht zugeben, daß ſeine Gattin fernerhin öffent= lich als Sängerin auftrete, und mußte alſo um jeden Preis ſich irgend eine Einnahmequelle eröfſnen. So entſchloß ex ſich denn, den Beruf eines Rechtêégelehrten zu ergreifen.
Zu dieſem Zwe ließ er ſich 1773 in die juriſtiſche Hoh=
ſchule dcs Middle=Temple in London aufnehmen; allein nux zu bald gab ex den Plan wiedex auf, denn die tro>e= nen Studien dieſer Fakultät waren gar niht na< ſeinem Geſhmace. Schließlih drückte ihm die Noth die Feder zu ſ<riſtſtelleriſchen Verſuchen in die Hand, und auf dieſem Gebiete entivi>elte ex niht nur ein außerordent= liches Zalent, ſondern au<h das Glü> begünſtigte ſeine Unternehmungen in ſeltenem Maße.
Als Sohn eines Schauſpielers und als Gatte einer Sängerin lag es für Sheridan nahe, ſein ſchriftſtelleriſches Zalent ebenfalls auf der Bühne zu erproben. Und dieſer Verſuch ſ{<lug höchſt günſtig aus. Was bisher ſ{<hwerli<h ein Menſch hinter dem leichtlebigen, allen ernſten Studien abholden Jüngling vermuthet hätte, das trat jeßt in über= raſender Weiſe zu Tage: eine Fülle von Geiſt und Wik, drollige Cinfälle, Formentalent und ein pifanter Styl, dazu eine Schaffensfraft und eine Leichtigkeit des Arbeitens, daß er z. B. eine Poſſe, welche ſi< ſtürmiſchen Beifall im Publifum errang, in dem unglaublich kurzen Zeitraum von zweimal vierundzwanzig Stunden verfaßte.
Durch dieſe Thätigkeit lenkte Sheridan zuerſt die öffent= liche Aufmerkſamkeit auf ſich. Der junge Schriftſteller, der bisher nux mit knapper Noth für ſi<h und ſeine Frau