Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig, 13
gelingen, was ſelbſt Hans Meiſchi>'s Andenken nie ge= ſungen wax: mi<h zu beugen? Eher rufe ih die ganze Welt zu Zeugen meines guten Rechtes auf !“
„Hören Sie ‘mal, liebes Kind,“ fiel ihr Dreyſing miß= muthig in's Wort, „haben Sie jemals etwas von griechi= ſchen oder römiſchen Prieſterinnen geleſen? Entivedex oder! Künſtlerin, oder Weib! Heute dies, morgen jenes oder beides zuſammen, iſ für eine Frauenſeele zu viel. $a, ja, es gibt Beiſpiele, aber dieſe Minderheit beweist die Richtigkeit der Regel. Sie gehen bei dieſen Herzens= experimenten in Fhrex Kunſt rü>wärts.“
„Das iſt wahr! O, dieſes Bewußtſein, dieſer Zivieſpalt! Sie ahnen nicht, Dreyſing, wie ih {hon darunter litt! Warum konnte mix der Beifall Tauſender die Zufrieden= heit eines einzigen Undankbaren niht völlig erſeßen
„Entweder — oder!“ wiederholte dex Juſtizrath. „Fort mit allen Sentimentalitäten, Hirngeſpinnſten von Ritter= lihfeit und Donquixoterie! Liebe oder Ruhm! Liebe odev Kunſt! Wählen Sie! Aber dann bleiben Sie Jhrer Wahl treu — mindeſtens“ ex lächelte, „zehn Fahre.“
„Jmmer von nun an! Sicher trägt mich die Hochz fluth meiner Triumphe. Auf dex Baſis öffentlicher Gunſt exrbaue ih von nun an den Tempel meiner Gliüſeligkeit.“
„J<h meinte eigentlich nicht die ſchwankende Hydra der öffentlichen Meinung, als vielmehr Jhr eigenes Denken und Fühlen. Aber trinken wix auf Jhre völlige Geneſung, ſie ſcheint in erfreulicher Weiſe fortzuſehreiten !“ ſcherzte Dreyſing, auf den bunten Wirerwarx deutend. „Wie iſl Jhr Programm für heute zuſammengeſeßt ?"