Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenroth, 17
Brennende Röthe bede>te Edda’'s Wangen, Schre>en und Unruhe malten ſi< in ihrem Aniliß. „Ehe ich ant= worte,“ verſeßte ſie, „möchte ih Euch fragen, ob Jhr Eurem Eide gegen König Albrecht treu geblieben ſeid?“
„Hweifelt Fhr an meiner Chre? Was ſoll die Frage ?“ antwortete Moltke mit finſterem, faſt drohendem Ernſt.
„Weil ih nicht daran zweifeln möchte, daß Jhr der getreueſte und ehrenhaſteſte Ritter des Königs ſeid, zeige i< Vertwounderung über Eure Frage. Mir iſt Vorſicht und Mißtrauen geboten, aber i<h wüßte keinen Mann auf Erden, dem ich ſo feſt vertraue, wie Euch, und ih habe das dur< meine heimliche Botſchaft bewieſen. Es iſt niht meine Schuld, wenn i<h Falſches prophezeite — die Königin hat mix entweder ihr Vertrauen entzogen, oder ihre Entſchlüſſe we<ſeln wie das Wetter im April.“
„Es ſcheint mix, daß Jhr das Vertrauen der Königin täuſchet; wollt Jhr Euch da no< beklagen, wenn ſie es Euch entzieht?“
„Eure Worte ſind bitter. Wollt Jhr es etwa tadeln, daß Jemand, der niht wie Jhr dem Könige mit dem Schwerte dienen kann, die Schlange, welche ihr Gift nah ihm ſpribt, in der Höhle aufſucht und ſie beobachtet ?“
„hr ſeid alſo eine Spionin des Königs? Zhr gebt Euch her zur Heuchelei, um argloſes Vertrauen zu täuſchen? Gräfin, ih würde meine Ehre mit Schmach be= deden, wenn i< das Vertrauen der Königin ebenfalls täuſchte. J< werde Euch nicht verrathen, aber auh mit Euch nicht verhandeln.“
Es funkelte düſter auf in den Augen Edda?s, aber dem
Bibliothek. Jahrg. 1886, Bd. VI. 9