Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
92 j Der lebte Folkunger.
Moltke hatte es auf der Zunge, Edda zu entgegnen, daß ex einen jungen Mann geſehen habe, der ebenfalls die Züge der Folkunger trage, und über deſſen Geburt ein Geheimniß walte, aber ex unterdrüdte das Wort, er mochte Edda keine Vermuthung mittheilen, welche die Angelegen= heit no< mehr verwi>elte. „J< will an Euren Worten nicht zweifeln,“ ſagte er, „aber wenn Euer Bruder der Erbe der ſ<hwediſchen Krone iſt, dann verſtehe ih es nicht, daß Jhr dem Könige Albrecht ein ſoles Geheimniß mitgetheilt, daß Jhr gerade dieſen Fürſten zu Eurem Ver= trauten gemacht habt !“
Edda erröthete heftig. „Dex König warb um meine Gunſt,“ antwortete ſie leiſe mit bebender Stimme. „J< war eitel und unerfahren, ih hielt Worte der Schmeichelei für den Ausdru> leidenſchaſtlicher Gefühle und wähnte, ſeine Liebe biete mix auch die Krone. Jh ſchwankte zwiſchen “ eitſex Begierde und dem Gebote der Pflicht. Es lag in meiner Hand, das Geheimniß zu bewahren, wer Magnus ſei, und ih var nahe daran, der Verſuchung zu erliegen, da erfuhr ih, daß König Albre<ht mich betrüge, daß, während er mix ſeine Liebe ſ<hwur, ſeine Geſandten für ihn um die Hand einer Anderen geworben hatten. Jch weinte vor Schmerz und Scham, aber ih klagte mich bitterer an als ihn, denn ih hatte den heiligen Cid brechen wollen, den ih meiner ſterbenden Mutter geſ<woren. Der König kam, und als er ſeine Falſhheit damit zu entſchuldigen wagte, daß ev ſeinen Thron durch eine Heirath mit einer Fürſtentochter befeſtigen müſſe, floß mix das Herz im Groll über und ih ließ ihn ervathen, daß es in meiner Hand liege, den