Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Hiſtoriſcher Routau von E. H. v. Dedenrolh. 37
Blanka ſchaute exſhro>en auf. Sie fannte ihren Vater hinreichend, um zu wiſſen, daß er derartige Gedanken nie= mals ohne beſtimmte Abſicht hinwarf, daß er mit ſeiner Idee ſchon einen Wunſch, wo nicht einen Willen ausſprach.
Blanka zögerte einen Moment mit der Antwort, ſie fühlte, daß der Blick ihres Vaters ſie beobachte, und das ſteigerte ihre Verwirrung. Sie mochte es niht verrathen, was ihr der Bruder im Geheimen anvertraut, daß er in Bergen fein Herz vergeben, aber ſie war au<h niht im Stande, ſich unbefangen zu zeigen. „Das iſt wohl niht Dein Ernſt,“ ſtotterte ſie.
„Warum niht? Die arme Gräfin wird den Sohn eines Warendorp niht verſchmähen. Für Gebhard aber —“
„Hänge dem Gedanken nicht weiter nah, Vater, Du weißt ja niht einmal, ob die Gräfin niht ſhon eine Wahl getroffen hat. Blaſius Sture ſagte mir, daß ſie dem ſchwediſchen Ritter eine heimliche Botſchaft geſchi>t hat.“
„Dem Abgeſandten Albrechts? Das wäre ja Verrath an der Königin!“
„Sie iſt eine Schwedin, dex Ritter Moltke kann ihr nahe ſtehen, ohne daß ſie deshalb das Vertrauen der Kö= nigin täuſcht, J< habe Blaſius deshalb getadelt, daß er den Gaſtfreund überwacht und von deſſen Geheimniſſen redet; ih ſage Dir das, was ex mix mitgetheilt hat, auh nux im Vertrauen.“
Warendorp wax in Gedanken verſunken , ein Argwohn ſchien in ihm aufzuſteigen, dex thn ſichtlich erregte. „Sollte die Königin doppelzüngig ſein,“ murmelte ex, „ſollte ſie