Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Hiſtoriſcher Roman von E. H. v, Dedenroth. 45
„Wer iſt denn dieſer neue Freund Gebhard’s eigent= lich? Habt Jhr ihn geſehen? Gebhard rühmt ihn als tühnen und geſchi>ten Seefahrer, i< foll ihm ein Schiff anvertrauen, mein Sohn will fi< für ihn verbürgen.“
„Ein Schiff mag ex führen können, aber ih rathe Euh nicht, ihm zu trauen. Der ſchwediſche Ritter hat ihm zu= geredet, ſein Glü> in Sto>holm zu verſuchen, und ih arg=wöhne, daß Gebhard niht übel Luſt hat, mit ihm zu gehen. In den Faktoreien von Pommern und von Gottland ſpukt ein unruhiger Geiſt. Beſchließt die Hanſa den Bund mit Dänemark, fo gährt es untex den Schweden.“
„Die Faktoreien der Hanſa haben ſi<h dem Willen des Senates zu fügen; feit wann fürchtet der Lübe>exr den Ungehorſam unter der Flagge?“ rief der Senator und es blißte in ſeinen Augen auf. „Alſo Gebhard möchte na< Schweden?“ fuhx ex nach einer Pauſe fort. „Das ſollte mix lieber ſein, als ſeine Sehnſucht nah der Levante. Der Knabe hat wildes Blut, man muß den Moſt auëgähren ſaſſen, aber in einem Faſſe, welches man untex den Augen behalten kann.“ Í
„So handelt na<h Eurem Ermeſſen ,“ verſehte Blaſius mit einem Lächeln, als ermüde ihn das Geſpräch, „es ſoll mich wundern, ob jemals edler Wein aus folchem Moſte wird. Jhr habt den erſten Ungehorſam verziehen, der zweite wird folgen; mix fann es lieber ſein, Gebhard geht mit den Leuten, die na< ſeinem Geſhmace ſind, nah Schweden oder Pommern, als daß er Blanka dazu aufreizt, mix in wenig artiger Weiſe zu widerſprechen, meine Anſichten zu bekxiteln. Jhx waret ſelbſt Zeuge das