Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, S. 179
Sclankaffen: Budeng. Geiſtiges Weſen. Naſenaffe. 12
in ſehr zuſammengekauerter Stellung, die Hände über der Bruſt gekreuzt, auf einer hohen Querſtange ihres Käfigs und ließen die langen, ſhönen Schwänze ſ{laff herabhängen. FJhr ernſthaftes Ausſehen wurde vermehrt durch die eigentümlihe Haarmüße, welche ihnen weit in das Geſicht hereinfällt. Wenn man ihnen Nahrung vorhielt, kamen ſie langſam und vorſihtig herunter, um ſie wegzunehmen, blieben dabei aber ruhig und bedächtig, wie immer. Der Geſichtsausdru>k deutete entſchieden auf große Klugheit hin; doh fehlte das Leben in den Augen.
Sehr eigentümlih benahmen ſi<h die Budengs zwei Mohrenpavianen (Cynocephalus niger) gegenüber. Dieſe, wie alle ihre Verwandten, höchſt übermütige Geſellen, machten ſih ein wahres Vergnügen daraus, die armen Budengs zu foppen und zu quälen. Bei Tage wurden die ungezogenen Shwarzen gewöhnlich in das große Affenhaus geſte>t: dann hatten die harmloſen Favaner Nuhe und konnten ſich ihres Lebens freuen; ſobald aber ihre Nachtgenoſſen zu ihnen kamen, ging der Lärm und die Unruhe an. Beide Budengs krochen jeßt dicht zuſammen und umklammerten ſih gegenſeitig mit ihren Händen. Die Paviane ſprangen auf ſie, ritten auf ihnen, maulſchellierten ſie, gaben ihnen Rippenſtöße, zogen ſie an dem Schwanze und machten ſih ein beſonderes Vergnügen daraus, ihre innige Vereinigung zu ſtören. Zu dieſem Ende kletterten ſie auf den armen Tieren herum, als wenn dieſe Baumzweige wären, hielten ſie am Haare feſt und drängten ſih endlih, den Hintern voran, zwiſchen die ruhig Sißenden, bis dieſe hre>ensvoll auseinander fuhren und in einer anderen E>e Schuß ſuchten. Geſchah dies, ſo eilten die Quälgeiſter augenbli>li< hinter ihnen drein und begannen die Marter von neuem. Man ſah es den Budengs an, wie außerordentlih unangenehm ihnen die zudringlihen Geſellen waren, wie ſehr ſie ſih vor ihnen fürchteten. Sobald die ſchwarzen Teufel nur in den Käfig kamen, bli>ten jene angſtvoll nah ihnen hinab, wie es die ſüdamerikaniſhen Afffen zu thun pflegen, wenn ſie in große Furcht geraten. Während ſie unter den Fäuſten ihrer Peiniger litten, ſchrien ſie oft jammervoll auf; aber das vermehrte nur die Wut der Paviane: ſie wurden um ſo frecher und grauſamer, je leidender ſih jene verhielten. :
Jn Antwerpen lebte ein Budeng unter kleinen Meerkaßen und Makaken. Alle Mitbewohner ſeines Käfigs waren kaum halb fo groß als ex, und trozdem wax auch hier wiederum er der Gequälte und Gefoppte. Eine kaum 1 Fahr alte Meerkaße ſpielte zur Zeit, in welcher ih den Garten beſuchte, hier die Rolle des Mohrenpavians, und auh gegen dieſen fre<hen Afrikaner verhielt ſich der Favaner leidend und unterthänig. Es ſah ſehr fomiſh aus, wenn das kleine Geſhöpf den großen Affen ſozuſagen nach ſeiner Pfeife tanzen ließ; es meiſterte ihn vollſtändig und maßregelte ihn dur<h Püffe, Dhrfeigen, durch Kneipen und Raufen in wahrhaft jämmerlicher Weiſe. Man konnte niht in Zweifel bleiben, daß Gutmütigkeit der Hauptzug des Budenggeiſtes iſt; man vermißte in ihm förmlich jene Affenniederträchtigkeit, welche andere ſeines Geſchlechtes ſo ſehr auszeihnet. — Auch der Budeng ſcheint von unſerem nordiſchen Klima viel zu leiden. Ob dieſes die alleinige Urſache ſeiner _ grenzenloſen Gutmütigkeit iſt, wage ih niht zu entſcheiden. Aber man ſieht es ihm an, wie wohl ihm jeder Sonnenbli> thut, wie glü>li<h er iſ, wenn ex nur einen Strahl des belebenden Geſtirnes auffangen kann, deſſen Glut ſeiner ſ{hönen Heimat alle Pracht und Herrlichkeit der Wendekreisländer verlieh.
Von den eigentlichen Schlankaffen trennt man gegenwärtig eine Art, welche ſih im hohen Grade auszeihnet und zwar durch ihre Naſe: den Naſenaffen oder Kahau (Nasalis larvatus, Semnopithecus nasícus, Simia nasalis, Simia rostrata). Jm allgemeinen hat dieſes abſonderliche Geſhöpf noh ganz den Bau der Shlankaffen; die vorſpringende verzerrte Menſchennaſe aber, welche wie ein Rüſſel beweglich iſt und vorgeſchoben