Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, S. 178
120 Erſte Ordnung: Affen; erſte Familie: Shmalnaſen (Hundsaffen).
viel Geduld in jeder Hinſicht, ehe er das mürriſche Weſen ablegt, welches ihm eigentümlich iſt. Fn der Gefangenſchaft bleibt er während vieler Monate ernſt und murxköpfig, und weil er nun nichts zum Vergnügen der Eingeborenen beiträgt, findet man ihn ſelten in den Ortſchaften. Dies geſchieht niht etwa aus Abneigung von ſeiten der Favaner gegen die Aſen überhaupt; denn die gemeinſte Art der Ordnung, welche auf der Jnſel vorkommt, wird ſehr häufig gezähmt und nach der beliebten Sitte der Eingeborenen mit Pferden zuſammen gehalten. Fn jedem Stalle, vom prinzlihhen an bis zu dem eines niederen Beamten, findet man einen jener Affen: der Budeng aber gelangt niemals zu ſolcher Ehre.“
Hier und da auf Fava leben Budengs auch im halbwilden Zuſtande, gehegt und gepflegt von den Eingeborenen. „Jh beſuchte“, erzählt Fagor, „die Quelle des Progo, welcher die Provinz Kadu, den Garten von Java, bewäſſert und in das indiſhe Weltmeer fließt. Die ſ<höne Quelle, welche klar und: ſehr waſſerreih aus einer mit Farnen dicht bewachſenen Lava hell hervorbriht, genießt bei den Javanern hohe Verehrung. Kaum waren wix angekommen, als von den umliegenden Bäumen eine Anzahl Affen und zwar Budengs herabſtiegen und zutraulich-dreiſt uns umringten. Wir fütterten ſie mit Mais. Dieſe Anſiedelung halbzahmer Affen beſteht, nah der ſpäter no< mehrfah beſtätigten Ausſage des mich begleitenden Häuptlings, ſchon ſeit alter Zeit und überſchreitet nie die Anzahl von 15. Heute waren ihrer zwar eigentlih 16, da eine alte Äffin ein Junges trug, welches unter dem Bauche der Mutter hing und den Kopf ängſtlih hervorſtre>te. Jſt aber das Junge herangewachſen, ſo wird es gezwungen, die Geſellſchaft zu verlaſſen, wenn es ſelbſt niht ein anderes, ſhwächeres Stück derſelben zum Austritte zwingen kann. Niemals werden mehr als ihrer 15 geduldet; ſo wenigſtens erzählte man mir allgemein.“ J<h brauche wohl kaum hervorzuheben, daß die Angabe der Eingeborenen eine irrtümliche iſt. Wie bei den meiſten anderen Affen werden einzelne Männchen von den übrigen weggebiſſen, \{<hwerlih aber dürfte dies immer zur Folge haben, daß die Anzahl der Herde mathematiſh genau dieſelbe bleibt; dem widerſpricht auh ſchon die vorſtehende Mitteilung des ſorgfältig beobachtenden Horsfield.
„Ungeachtet der Verehrung, welche der Budeng im allgemeinen ſeitens der Eingeborenen genießt, wird er von dieſen gejagt, weil ſie ſein Fell benußen. Bei dieſen Jagden, welche gewöhnlih von den Häuptlingen angeordnet und befehligt werden, greift man die Tiere mit Schleuder und Stein an und vernichtet ſie oft in großer Anzahl. Die Eingeborenen wiſſen die Felle auf einfache Weiſe, aber ſehr gut zuzubereiten und verwenden ſie dann, wie auh die Europäer thun, zu Sattelde>en und allerlei Heerſhmu> namentlich werden jene geſhäßt, welche ganz ſ<hwarz von Farbe ſind und ſchöne, lange Seidenhaare beſißen.
„Zn der Jugend verzehrt der Budeng zarte Blätter von allerlei Pflanzen, im Alter wilde Früchte aller Art, welche in ſo großer Menge in ſeinen unbewohnten Wäldern ſic finden.“ Tieriſche Stoffe wird er wohl au<h niht verſhmähen.
Als ih den Budeng im Tiergarten zu Amſterdam zum erſten Male lebend ſah, erkannte i< ihn niht. Horsfield hat leider nur ein trauriges Zerrbild des Affen gegeben; andere haben es ihm na<hgedru>t; die ausgeſtopften, welche ih in Muſeen fand, waren ebenfalls nur Schatten des lebenden Tieres: kurz, ih konnte, troy aller Berichtigungen, welche ih den Mißgeſtalten in Büchern und Muſeen hatte angedeihen laſſen, unmöglich ein ſo ſchönes Tier vermuten, als ih jeßt vor mix ſah. Dieſer Affe erregte die allgemeine Aufmerkſamkeit aller Beſchauer, obwohl er niht das Geringſte that, um die Blicke der Leute auf ſih zu ziehen. Jh möchte ſein ſtilles Weſen niht ſo verdammen, wie Horsfield es gethan hat; denn i< glaube niht, daß man ihn eigentli<h „mürriſ<“ nennen kann. Er iſt ſtill und ruhig, aber niht übellauniſh und ungemütli<h. Das Paar, welches in Amſterdam lebte, hielt ſtets treu zuſammen. Gewöhnlich ſaßen beide diht aneinander gedrängt