Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Streifenmaus. Hamſter. 519

übrigen iſt ſie eine e<te Maus und zeigt die nämliche Gelenkigfeit, Zierlichkeit und Gewandtheit in ihren Bewegungen wie andere Verwandte. Über ihre Fortpflanzung iſt mir nichts bekannt geworden.“

Fhrer ſhmu>en Geſtalt wegen hat man die Berbermaus öfters nah Europa gebra<ht. Sie verträgt unſer Klima recht gut, da ſie in ihrem Vaterlande ja auch, wenigſtens zeitweilig, ziemlich bedeutende Kälte ertragen muß. Nux wenn man ſie reihli<h mit Futter

verſieht, darf man ſie ohne Scheu mit anderen ihrer Art zuſammenlaſſen; im entgegenz geſeßten Falle frißt die ſtärkere die ſchwächere auf. :

Die leßte Unterfamilie, welche wir berückſichtigen können, enthält die Hamſtermäuſe (Cricetinae), mehr oder weniger plump gebaute, oft auh große Mäuſe mit geſpaltenen Lippen, großen Backentaſchen und drei Ba>enzähnen in jedem Kiefer.

Unſer Hamſter gehört zu der bekannteſten Gattung (Cricetus), deren hauptſächlicſte Kennzeichen in dem plumpen, dien Leibe mit dem ſehr kurzen, dünnhaarigen Schwanze und den kurzen Gliedmaßen liegen, von denen die Hinterfüße 5, die Vorderfüße 4 Zehen und 1 Daumenmwarze beſißen. Das Gebiß beſteht aus 16 Zähnen, 2 Paar auffallend großen Nagezähnen und 3 Backenzähnen in jeder Reihe, welche einfa ſind und eine höckerige Kaufläche haben. Getreidefelder in fruhtbaren Gegenden des gemäßigten Europa, Aſien und Amerika bilden die Aufenthaltsorte dieſer Tiere. Hier graben ſie ſich tiefe Baue mit mehreren Kammern, in denen ſie im Herbſte Nahrungsvorräte aufſpeichern, und in dieſen Bauen bringen ſie ihr Leben hin, deſſen Luſt und Leid wir kennen lernen, wenn wir das unſeres einheimiſhen Hamſters erforſchen.

Der leiblich ret hübſche, geiſtig aber um ſo häßlichere, mürriſche, reizbare Und zUgleich mutvolle Hamſter (Cricetus frumentarius, Mnus cricetus, Porcellus frumentarius, Cricetus vulgaris) erreiht eine Geſamtlänge von ungefähr 30 ecm, wovon auf den S{hwanz etwa 5 ecm kommen. Der Leib iſt unterſeßt, der Hals di>, der Kopf ziemlich zugeſpißt; die häutigen Ohren ſind mittellang, die Augen groß und hell, die Beine kurz, die Füße und Zehen zierlich, die lichten Krallen kurz; der Schwanz iſt kegelförmig zugeſpißt, aber etwas abgeſtußt. Die dichte, glatt anliegende und etwas glänzende Behaarung beſteht aus fürzeren und weichen Wollhaaren und längeren und ſteiferen, auch dünner ſtehenden Grannenhaaren. Gewöhnlich iſ die Färbung des Oberkörpers ein lichtes Braungelb, wel<es wegen der ſ{<warzſpißzigen Grannen ins Gräuliche ſpielt. Die Oberſeite der Schnauze und Augengegend ſowie ein Halsband ſind rotbraun, ein Fle>en auf den Baen iſt gelb, der Mund weißlich, die Unterſeite, auch die Beine bis zu den Füßen herab und die Hinterbeine wenigſtens innen ſowie ein Streifen über der Stirn ſind ſhwarz, die Füße dagegen weiß. Meiſt ſtehen no< gelbe Fle>en hinter den Ohren und vor und hinter den Vorderbeinen. Es gibt aber die verſchiedenſten Spielarten: manche ſind ganz ſ{hwarz, andere \{<warz mit weißer Kehle, grauem Scheitel, die hellen Abänderungen blaß graugelb mit dunkelgrauer Unterſeite und blaßgelbem Schulterfle>en, andere oben matt fahl, unten lihtgrau, an den Schultern weißlih; auch vollſtändige Weißlinge werden zuweilen gefunden.

Fruchtbare Getreidefelder vom Rheine bis an den Ob gewähren dem Hamſter Aufenthalt und Nahrung. Jn Deutſchland fehlt er in den ſüdlih und ſüdweſtlich gelegenen Ländern und Provinzen, ebenſo in Oſt- und Weſtpreußen, iſt dagegen häufig in Thüringen und Sachſen. Ein Boden, welcher mäßig feſt, tro>en und dabei fruchtbar iſt, ſcheint die Hauptbedingung für ſein Wohlbefinden zu ſein. Er verlangt, daß die Baue, welche er gräbt,