Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Hamſter: Baue. Vorräte. Bewegungen. 521

ſind die Löcher etwas weiter als in ihrem Fortgange; dort haben ſie meiſtens 5—S8 em im Durchmeſſer. Unter den Kammern iſt die glattwandige Wohnkammer die kleinere, auch ſtets mit ſehr feinem Stroh, meiſtens mit den Scheiden der Halme angefüllt, welche eine weiche Unterlage bilden. Drei Gänge münden in ſie ein, der eine vom Sc{hlupf-, der andere vom Fallloche und der dritte von der Vorratskammer fommend. Dieſe ähnelt der erſten Kammer vollſtändig, iſt rundlih oder eiförmig, oben gewölbt, inwendig glatt und gegen den Herbſt hin ganz mit Getreide ausgefüllt. Junge Hamſter legen bloß eine an, die alten aber, namentli die Rammler, welhe den ganzen Sommer hindur< nur einſhleppen, graben ſi<h 3—s ſolche Speicher, und hier findet man denn auh ebenſo viele Megen Frucht. Manchmal verſtopft der Hamſter den Gang vom Wohnzimmer aus zur Vorratskammer mit Erde, zuweilen füllt ex ihn auh mit Körnern an.

Früher behauptete man irrtümlicherweiſe, daß der Hamſter jede Getreideart beſonders aufſhihte; er trägt jedoh die Körner ein, wie er ſie findet, und hebt ſie unter der Erde auf. Selten ſind ſie ganz rein von Ährenhülſen oder Schalen. Wenn man in einem Baue die verſchiedenen Getreidearten getrennt findet, rührt dies niht von dem Ordnungsſinne des Bewohners hex, ſondern weil er zur betreffenden Zeit eben nur dieſe und dann nur jene Getreideart fand. Jm Spätherbſte trägt mancher übrigens auh Grünfutter ein. Jn dem Gange, welcher nah dem Schlupfloche führt, weitet ſi oft kurz vor der Kammer eine Stelle aus, wo der Hamſter ſeinen Miſt abzulegen pflegt. Der Neſtbau des Weibchens weiht in mancher Hinſicht von dem beſchriebenen ab; er hat nux ein Schlupfloh, aber 2—8 Fall: löcher, obgleih von dieſen, ſolange die Jungen noch klein ſind, gewöhnlich nux eins ret begangen wird. Das Wochenbett iſt rundlich, hat ungefähr 30 em im Durchmeſſer, iſt S18 em hoch und beſteht aus ſehr weichem Stroh. Von der Neſtkammer aus gehen zu allen Falllöchern beſondere Röhren, manchmal verbinden au< wieder Gänge dieſe unter ſich. Vorratskammern finden ſich ſehr ſelten im Neſtbaue; denn das Weibchen trägt, ſolange es Junge hat, nihts für ſih ein.

Der Hamſter iſt trot ſeiner ſcheinbaren Plumpheit ein ziemlih gewandtes Tier. Sein friehender, dem des Jgels ziemlih ähnlicher Gang, bei wel<hem der Unterleib ſaſt auf der Erde ſ<leppt, beſteht aus kleinen Schritten. Jm Zorne bewegt ex ſi heftiger und vermag dann auch ziemlih weite Sprünge und hohe Säße auszuführen. Wo er Widerhalt findet, namentli<h an ſolchen Stellen, wo er ſih auf beiden Seiten anſtemmen kann, klettert er in die Höhe, in den Eten von Kiſten z. B. oder zwiſchen Schränken und der Wand, auch an Vorhängen klimmt er ſehr raſh empor. Mit einem ſeiner Beine vermag er ſih an einer Kante feſtzuhalten, und er iſ geſhi>t genug, ſih zu drehen und die Höhe, von welcher er herunterhängt, wiederzugewinnen, ſelbſt wenn er bloß mit einem Hinterbeine ſi<h angehangen hatte. Meiſterhaft verſteht er das Graben. Wenn man ihn in ein Faß mit Erde ſte>t, geht er augenbli>li< ans Werk. Er bricht mit den Vorderfüßen oder, wenn der Grund hart iſt, mit dieſen und den Zähnen Erde los, wirft ſie zuerſt unter den Bauch, holt ſie dann mit den Hinterbeinen hervor und ſ<hleudert ſie hinter ſich. Kommt er in die Tiefe, ſo ſchiebt er, rüdwärts gehend, ganze Haufen auf einmal heraus; niemals aber füllt er damit ſeine Batentaſchen an, wie fälſhli<h behauptet wurde. Jm Waſſer bewegt er ſih niht ungeſchi>t, obwohl ex es ängſtlih meidet. Wirft man ihn in ein mit Waſſer gefülltes Gefäß, ſo ſ{<wimmt er raſh umher, knurrt aber wütend dabei und beweiſt überhaupt daß er ſh höchſt ungemütlih fühlt. Das Bad ſtrengt ihn auch derart an, daß er alle ihm ſonſt eigene Bosheit und Wut gänzlich vergißt und froh iſt, wenn er ſih wieder auf dem Tro>kenen fühlt. Sogleich nah dem Bade beginnt ein höchſt ſorgfältiges Pußen. Der Hamſter iſt mit ſeinen Vorderfüßen ungemein geſchi>t und verſteht ſie ganz wie Hände zu benußen. Mit ihnen führt er die Nahrung zum Munde, mit ihnen hält und dreht er die Ähren, welche