Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Biſamratte: Verbreitung. Lebensweiſe. Fortpflanzung. 529

Die Nahrung beſteht faſt aus\{ließlih aus Waſſerpflanzen, obgleih man in den Bauen von mehreren auh ausgefreſſene Muſchelſchalen gefunden hat. An gefangenen beobachtete Audubon, daß ſie Muſcheln ſehr gern verzehrten. Die weihſchaligen wußten ſie mif ſcharfen Biſſen zu re bei den hartſchaligen warteten ſie, bis ſie ſih ſelbſt aufſhloſſen, fuhren dann ſchnell zu und töteten dur Biſſe den Bewohner des feſten Gehäuſes. Wenn in der Nähe einer Anſiedelung Gärten und andere Pflanzungen liegen, erhalten dieſe oft Beſuch von Biberratten und werden dann in empfindliher Weiſe gebrandſhaßt. Auch dieſe Wühlmäuſe verwüſten weit mehr, als ſie verzehren, weil ſie zwiſchen den Wurzeln tiefe Höhlen graben und außer den Pflanzen, welche ſie abbeißen, noch viele entwurzeln und umwerfen.

Audubon und Bachmann haben die Sitten und Gewohnheiten des Tieres gut beſchrieben. „Biberratten“/, heißt es in ihrem Werke, „ſind ſehr lebendige, ſpielluſtige Geſhöpfe, wenn ſie in ihrem eigenen Elemente, im Waſſer, ſih beſinden. Fn einer ruhigen Nacht kann man in einem Mühlteiche oder tiefen, abgelegenen Gewäſſer viele von ihnen ſehen, wie ſie ſi< beluſtigen und nach allen Richtungen hin und wieder ſ{hwimmen, lange, glänzende Streifen im Waſſer hinterlaſſend, während andere einige Augenbli>e lang bei Bü{eln von Gras oder an Steinen oder Blöcken verweilen, von wo aus ſie die auf dem Waſſer ſ{<wimmende Nahrung erreichen können, und andere an den Ufern des Teiches ſizen, von wo aus ſie dann eine nach der anderen, wie die Fröſche, in das Waſſer ſpringen. Zuweilen ſieht man eine von ihnen vollkommen ruhig auf der Oberfläche des Teiches oder Stromes liegen, ihren Leib weit ausgebreitet und ſo flah wie möglich gehalten. Ab und zu gibt ſie einen furzen S<hlag mit dem Schwanze, faſt wie es der Biber thut, und verſhwindet dann bliß\<nell unter die Oberfläche des Waſſers, an die Geſhwindigkeit und Gewandtheit erinnernd, mit welcher manche Enten oder Steißfüße, wenn man einen Schuß nach ihnen abfeuert, in die Wellentiefe ſih zu ſtürzen pflegen. Fn einer Entfernung von 10 oder 20 m kommt das Tier ſpäter wieder zur Oberfläche empor und vereinigt ſich vielleicht mit ſeinen Kameraden zur Jagd oder ſebt das alte Spiel fort. Zu derſelben Zeit beſchäftigen ſih andere mit Einſammeln des Futters an den graſigen Ufern, indem ſie die verſchiedenſten Arten von Pflanzenwurzeln ausgraben und ruhigeren Pläßen zuführen. Es ſcheint, daß dieſe Tiere eine fleine, ſtille Gemeinde bilden, welche weiter nihts verlangt, um glü>li< zu ſein, als ruhig und unbehelligt von dem Menſchen zu bleiben. Wenn man ſein Gewehr abſchießt, während die Biſamratten ſo beſchäftigt ſind, beginnt eine entſebliche Flucht und Verwirrung. Dußende von ihnen tauchen auf den Knall oder verſhwinden in ihren Höhlen und zwar mit einex Geſchwindigkeit ohnegleichen. Selbſt bei Tage, wenn ſie nur unvollkommen ſehen, iſt es außerordentli<h ſchwer, eine im Schwimmen zu erlegen, weil ſie, au<h wenn man die beſten Gewehre führt, in das Waſſer getaucht ſind, ehe der Hagel ſie erreiht.“ Jn die Enge getrieben, wehren ſie ſi< übrigens trogz ihrer Furhtſamkeit nah Kräften. Bulger erzählt von Biberratten, welche niht nur ſeinem kleinen Hunde, ſondern auh ihm na<h Hamſterart entgegentraten und ſo angriffsluſtig ſh zeigten, daß er ſih genötigt ſah, ſie mit dem Stoke abzuwehren und endlih zu erſchlagen.

Über die Fortpflanzung der Ondatra wiſſen wir no< wenig. Jm April und Mai, nachdem die Tiere ihre Winterbaue verlaſſen haben, paaren ſi die Geſchlechter, und das Weibchen wirft in ſeinem Baue oder in einer Erdhöhle 3— 6 Junge, nach einigen nur einmal, nah anderen 3—4mal im Fahre. Wie lange dieſe Jungen bei der Alten bleiben, wie lange ihr Wachstum dauert 2c., iſt unbekannt. Fung eingefangene werden leiht zahm, wie überhaupt dieſe Wühlmaus ſih durch ein auffallend mildes Weſen auszeihnet: Audubon ſagt, daß man auch die größeren Jungen, ohne gebiſſen zu werden, mit der Hand fangen könne. Alte Tiere bleiben biſſig und unzugänglich, ſind auh nur in Kiſten zu halten, welche voll-

ſtändig mit Ble ausgeſhlagen wurden. Eine Biſamratte, welhe Sarrazin gefangen hatte, Brehm, Tierleben. 8. Auflage. IL