Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

530 Siebente Ordnung: Nager; ſehſte Familie: Wühlmäuſe.

nagté in einer einzigen Nacht dur hartes Holz ein Loh von 8 cm Weite und 30 cm Länge und entwiſchte, indem ſie einen großen und ſhweren Kloß, welcher ihr im Wege lag, verrüdte. Auch das Wühlen wenden ſie oft zum Schaden der Mühlteichbeſißer an oder graben Löcher dur Flußdämme und ſeßen die anliegenden Wieſen dadurch der Überſhwemmung aus. Doch verfolgt man ſie weniger des Schadens wegen, welchen fie anrichten, als des Nutzens halbex, den ſie bringen. Das Fell wird, obwohl manche Menſchen es wegen des ihm lange anhaftenden Zibethgeru<hs niht gern haben, gegenwärtig zu Pelzen, Kragen und Muffen verwendet und beſonders in Amerika und China verbraucht, das Fleiſh dagegen nux von -Fndianern gegeſſen; denn der erwähnte Zibeth- oder Moſchusgeruch durŸdringt es ſo ſtark, daß es Europäern vollſtändig ungenießbar iſt. Sarrazin wurde beim Zergliedern alter Biberrattenmännchen infolge des unerträglihen Geru<hs mehrere Male ohnmächtig und verfiel endlih varauf, die Leichname vorher zu röſten, um nur ſeine notwendigſten Arbeiten ausführen zu können. Dagegen verſichert Audubon, daß der Viſamgeruch gar niht ſo ſ{limm und nah ſeiner Meinung weit beſſer zu ertragen ſei als der Geſtank des Minks oder des Rotfuchſes, vom Stinktiere gar niht zu reden.

tan lot die Biberratte in Fallen, wel<he man mit Äpfeln ködert, ſtellt Schlageiſen vor ihre Baue oder tôtet ſie in ihren Hütten. Die Fndianer wiſſen ſehr genau, welche Hütten bewohnt ſind, nahen ſi< unhörbar und ſtoßen einen ſcharfen Speer mit aller Kraft dur die Wände der Burg, die Fnſaſſen gewöhnlih anſpießend. Die Fallen ſtellt man ſo, daß ſie ins Waſſer ſtürzen müſſen, um die gefangenen zu erſäufen. Unterläßt man dies, ſo werden lettere von den Kameraden umringt und nah Nattenart behandelt, d. h. in Stücke zerriſſen und ſodann aufgefreſſen. Wenn eine Biſamratte geſchoſſen und niht augenbli>lih aufgenommen worden iſt, umgeben ſofort die überlebenden den Leichnam ihres Gefährten und tragen ihn nach ihren Höhlen, um ihn ſeinem Mörder zu entziehen und ihn ungeſtört zu verzehren. Hier und da wendet man wohl au< Schwefel an und räuchert die Ratten aus ihren Bauen, oder man lauert an ihren Luftlöchern auf ſie und ſpießt ſie an, wenn ſie dort erſcheinen; kurz, es werden auh hier alle Mittel und Wege in Anwendung gebracht, um der Selbſtſucht des Menſchen Genüge zu leiſten. Außerdem ſtellen Lus und Fuchs, Mink und Marder, Adler, Uhu und Scnee-Eule der Vifamratte nah. Nach Lomer gelangen jährliÞh 2—4 Millionen Viſamfelle in den Handel, und für das Stü werden, je nah ſeiner Schönheit, gegenwärtig 0,8—2,5 Mark bezahlt; vor einigen Fahren galt ein Fell bloß 0, 3—1,5 Mark. Die beſten werden vom Oberhaar befreit, dunkelbraun gefärbt und als Beſaß verwendet, der dem echten Sealſkin ähnelt.

An die Biſamratten können wir die Wühlratten und Verwandte (Arvicola) anreihen. Je nachdem man auf Gebißunterſchiede mehr oder weniger Gewicht legt, kann man die erſteren von den übrigen Gattungsgenoſſen trennen und in eine beſondere Untergattung (Paludicola) verweiſen. Dann hat man, laut Blaſius, folgende Merkmale zu beachten. „Der erſte Ba>enzahn im Unterkiefer hat auf der Kaufläche ſieben Schmelzfalten und außen vier, innen fünf Shmelzleiſten, der ‘zweite fünf einfahe Shmelzſhlingen und außen und innen drei Längsleiſten; der zweite Ba>kenzahn am Dberkiefer hat vier Shmelzzſchlingen und außen drei, innen zwei Längsleiſten. Das Zwiſchenſcheitelbein iſt am Hinterrande in der Mitte erhaben, nah den Seiten hohl abgerundet, vorn in eine Mittelſpiße ausgezogen, ſeitwärts ſchief abgeſtußt und in lange, ſhräg nah außen und hinten vorgezogene Spitzen verlängert.“

Unter den Mitgliedern der Gattung macht ſih uns keines mehr bemerklih und verhaßt als die Waſſerratte, Sher-, Reut-, Hamſter- und Mollmaus (Arvicola