Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

536 Siebente Ordnung: Nager; ſe<ſte Familie: Wühlmäuſe.

von 18 cm Geſamtlänge oder faſt 12,5 em Leibes- und 6,8 cm Schwanzlänge. Jhr Pelz iſt zweifarbig, auf der Oberſeite hell bräunlihgrau, in der Mitte des Nückens dunkler als an den Seiten, auf der Unterſeite ziemlih deutlich abgeſezt grauweiß. Ständige Verſchiedenheiten kommen vor. Die wahre Schneemaus hat derbes Haar, roſtgrauen Pelz und weißli< roſtgrauen Schwanz, eine andere Form, die weißſ<hwänzige Wühlmaus, weißes Haar, weißgrauen Pelz und weißen Schwanz, die Alpenratte endlih weißes Haar, \{<wac<h roſtfarbig überflogenen Pelz und einen weißgrauen, verhältnis8mäßig langen Shwanz. Es iſt wahrſcheinlih, daß dieſe drei Formen nächſtverwandte Ausprägungen einer und derſelben Urform ſind, trozdem aber möglich, daß jede eine eigene, ſelbſtändige Art darſtellen darf.

Jn der Lebensweiſe laſſen ſi<, ſo viel wir wiſſen, keine Unterſchiede bemerken. „Die Schneemaus“/ ſagt Blaſius, „hat unter allen Mäuſen den kleinſten, aber eigentümlichſten

S<hneemaus (Arvicola nivalis). 2/3 natürl. Größe.

Verbreitungskreis. Sie gehört der Alpenkette ihrer ganzen Ausdehnung nah an. Außerdem erhielt Selys ſie aus den Pyrenäen. Es iſt mix kein Beiſpiel bekannt, daß ſie in den Alpen regelmäßig unter 1000 m Meereshöhe gefunden wäre; auh bei 1300 m ſcheint ſie in der Regel niht häufig vorzukommen. Von hieraus aber findet ſie ſih in allen Höhen bis zu den leßten Grenzpunkten des Pflanzenlebens. Jn der Nähe der Schneegrenze erſcheint ſie am häufigſten, aber ſogar über die Schneegrenze geht ſie hinaus und bewohnt die Tleinſten Pflanzeninſeln, die mit ihren kümmerlithen Alpenkräutern ſpärlih bewachſenen Blößen auf der Südſeite der hohen Alpenſpißen, mitten zwiſchen den Schneefeldern, wo die warmen Sonnenſtrahlen oft kaum 2—3 Monate lang die wöchentlich ſich erneuernden Schneede>en überwinden und die Erde auf wenige Schritte hin freilegen können. Fn dieſer großartigen Gebirgseinſamkeit verlebt ſie aber nicht bloß einen ſhönen kurzen Alpenſommer, ſondern, unter einer unverwüſtlihen Schneede>e begraben, einen 9—10 Monate langen, harten Alpenwinter; denn fie wandert nicht, obwohl ſie ſi< im Winter Röhren unter dem Schnee anlegt, um Pflanzenwurzeln zu ſuchen, wenn die geſammelten Vorräte niht ausreichen. Kein anderes Säugetier begleitet die Shneemaus ausdauernd über die Welt des