Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

540 Siebente Ordnung: Nager; ſe<ſte Familie: Wühlmäuſe.

Vorräte ein, namentlih Getreide und andere Sämereien; bei eintretendem Mangel aber wandert ſie geſellig aus, gewöhnlih bloß nah einem benachbarten Felde, zuweilen aber auh ſcharenweiſe aus einer Gegend in die andere, und ſet dabei über Bergrücken oder ſhwimmend über breite Flüſſe. Sie läuft gut, hwimnmt vortrefflih, klettert aber wenig und unbeholfen. Das Graben verſteht ſie meiſterhaft. Sie wühlt ſ<hneller als irgend eine andere Maus und ſcheint im Höhlenbauen unermüdlich zu ſein. Jhrer Lebensweiſe nah iſt ſie faſt ebenſoſehr Tag- als Nachttier. Man ſieht ſie auh während des heißeſten Sonnenbrandes außerhalb ihrer Baue, obſchon ſie die Morgen- und Abendzeit dem heißen Mittage vorzuziehen ſcheint. Wärme und Tro>enheit ſind für ſie Lebensbedingungen; bei anhaltender Feuchtigkeit geht ſie zu Grunde.

Jhre Nahrung beſteht aus allen möglichen Pflanzenſtoffen. Wenn ſie Sämereien hat, wählt ſie nur dieſe, ſonſt begnügt ſie ſi<h au<h mit friſhen Gräſern und Kräutern, mit

Feldmaus (Arvicola arvalis). 2/2 natürl. Größe.

Wurzeln und Blättern, mit Klee ſowie Früchten und Beeren. Bucheln und Nüſſe, Getreidekörner, Rüben und Kartoffeln werden arg von ihr heimgeſu<ht. Wenn das Getreide zu reifen beginnt, ſammelt ſie ſi< in Scharen auf den Feldern, beißt die Halme unten ab, bis ſie fallen, nagt ſie dann oben dur< und ſ{<leppt die Ähren in ihre Baue. Während der Ernte folgt ſie den Schnittern auf dem Fuße von den Winter- zu den Sommerfeldern nah, frißt die ausgefallenen Körner zwiſchen den Stoppeln auf und trägt noh die beim Vinden der Garben verlorenen Ähren zuſammen. Jn den Wäldern ſhleppt ſie die abgefallenen Hagebutten und Wacholderbeeren, Bucheln, Eicheln und Nüſſe nah ihrem Baue. Während der rauheſten Jahreszeit verfällt ſie in einen unterbrohenen Winterſchlaf; bei gelinder Witterung erwacht ſie wieder und zehrt dann von ihren Vorräten. Sie iſt unglaublih gefräßig und bedarf ſehr viel, um ſih zu ſättigen, kann au< das Waſſer nicht entbehren.

Im hohen Grade geſellig, lebt die Feldmaus ziemlih einträhtig mit ihresgleichen, mindeſtens paarweiſe zuſammen, häufiger aber in großen Scharen, und deshalb ſieht man Bau an Bau gereiht. Fhre Vermehrung iſt außerordentlih ſtark. Schon im April findet man in ihren warmen Neſtern, welche 40—60 cm tief unter dem Boden liegen und mit