Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

54d Siebente Ordnung: Nager; ſe<ſte Familie: Wühlmäuſe.

anderen Ufer eines Fluſſes, den ſie dur<hſ<wammen, liegen ſie oft zu großen Haufen ermattet am Strande, um auszuruhen. Dann ſeßzen ſie ihre Reiſe mit friſhen Kräften fort. Ein Zug währt man<hmal 2 Stunden in einem fort. So wandern ſie bis in die Gegend von Penſchina, wenden ſi< dann ſüdli<h und kommen in der Mitte Juli am ODchota an. Nach Kamtſchatka kommen ſie gewöhnlih im Oktober zurü>, und nun haben ſie für ihre Größe eine wahrhaft ungeheure Wanderung vollbra<ht. Die Kamtſchadalen prophezeien, wenn die Mäuſe wandern, ein naſſes Jahr und ſehen ſie ungern ſcheiden, begrüßen ſie au< bei der Nü>kehr mit Freuden.

e

Eine auh in Deutſhland vorkommende Wurzelmaus endlich gilt als Vertreterin einer beſonderen Untergattung der Kurzohrmäuſe (Microtus), weil ſie ſi<h von den Feldmäuſen, deren Zahnbau ſie beſißt, durch die kurzen, im Pelze verſte>ten Ohren, nur 4, anſtatt 8 Zißen und weniger Wülſte auf den Fußſohlen (5 anſtatt 6) einigermaßen unterſcheidet.

Die Höhlenmaus (A ryvicola [Microtus] subterraneus, Arvicola pyrenaicnus und selysii, Lemmus pratensis) iſt 11 cm, der Schwanz 8 em lang, der Pelz oben roſtgrau, unten weißlih, der Shwanz ebenſo, die eine Farbe ſcharf von der anderen getrennt.

Selys entde>te dieſe Maus im Jahre 1831 in Frankreih auf feuchten Wieſen und in Gemüſegärten in der Nähe der Flüſſe, Blaſius fand ſie au< auf Feldern und Bergwieſen am Niederrheine und in Braunſchweig auf, andere Naturforſcher lernten ſie als Bewohner Sachſens und des Vogtlandes kennen. Sie lebt paarweiſe, mehr unterirdiſch als ihre Gattungsverwandten, und es ſcheint faſt, daß ihre ſehr kleinen Dhren und Augen auf dieſe Lebensweiſe hindeuten. Jhre Höhlen ſind weitverzweigter und zahlreicher als die anderer Wühlmäuſe. Jn den Vorratskammern fand Dehne im Dezember über 0,5 kg Wurzeln, jede Art geſondert und gereinigt. Sie beſtanden in Löwenzahn, Quede, Hainanemone, Sauerampfer, in dem Knöllchen der gemeinen Butterblume, einigen Zwiebeln, Möhren und der Vogelmilh. Die Niederlagen waren etwa 30 cm tief unter dem Raſen der niedrigen Wieſen des Lößnißzer Grundes angebracht und hatten 16—21 em im Durhmeſſer. Mehrere zi>za>förmige, ganz flach unter dem Raſen fortlaufende Gänge führten zu ihnen und verbanden ſie.

Selten vermehrt \ih dieſe Maus ebenſo ſtark wie ihre Verwandten. Jn ihren weih ausgepolſterten Neſtern findet man allerdings fünf- bis ſe<smal im Fahre 3—5 Junge, aber von dieſen gehen, weil die Niederungen oft überſhwemmt werden, regelmäßig viele zu Grunde. Man kann die Jungen mit Runkelxüben, Möhren, Paſtinaken, Kartoffeln, Äpfeln und Kürbiskörnern leicht großziehen und lange erhalten; bei Brot und Getreidekörnern verhungern ſie aber in wenigen Tagen. Dehne hatte ein Funges ſo gezähmt, daß er es in die Hand nehmen und mit ſich herumtragen konnte, obgleich er ihm nicht ganz trauen durfte, weil es zuweilen, ſ<heinbar unwiſſentlich, zu beißen verſu<hte. Mit anderen Wühlmäuſen verträgt ſi< die Wurzelmaus niht, Wenn man ſie mit jenen zuſammenſte>t, entſteht ein wütender Kampf, und die ſhwächere wird, wenn ſie niht baldigſt abgetrennt wird, der ſtärkeren regelmäßig unterliegen.

Die Lemminge (M yodes) erinnern unter den Wühlmäuſen in Geſtalt und Weſen an die Hamſter unter den eigentlichen Mäuſen: beſonders gedrungen gebaute, ſtußſ<hwänzige Mitglieder der Geſamtheit. Der verhältnismäßig große Kopf iſt dicht behaart, die Oberlippe tief geſpalten, das rundliche Ohr klein und ganz im Pelze verſte>t, das Auge ebenfalls klein; die fünfzehigen, auh auf den Sohlen dicht behaarten Füße tragen, zumal vorn,