Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Blindmaus: Vorkommen. Leben3weiſe. 551

Nagezähne ragen weit aus dem Maule hervor; die drei Backenzähne in jedem Kiefer zeigen feine Shmelzbuchten, und ihre Kauflächen ändern ſi, ſobald die Zahnkronen ſich abzuſchleifen beginnen, ununterbrochen. An den Füßen ſind alle Zehen ſtark und mit tüchtigen Scharrfrallen verſehen; an den Vorderfüßen ſtehen ſie weit voneinander ab und ſind nux im Grunde dur eine furze Spannhaut verbunden. Der Schwanz wird dur eine {wach hervorragende Warze angedeutet. Ein dichter, glatt anliegender, weicher Pelz, welcher auf der oberen Seite etwas länger als auf der unteren iſt, bekleidet den Körper; ſtarre, borſtenähnlithe Haare bedeen die Kopfſeiten von den Naſenlöhern an bis zur Augengegend und bilden eine bürſtenartige Haarkante. Die Zehen ſind nicht mit Haaren bekleidet, die Sohlen aber ringsum mit ſtarren, langen, nah abwärts gerichteten Haaren eingefaßt. Fm allgemeinen iſt die Färbung

Blindmaus (Spalax typhlus). ?/2 natürl. Größe.

gelbbräunlith, aſhgraulich überflogen, der Kopf lichter, nah hinten hin bräunlich, dieUnterſeite dunkelaſchgrau mit weißen Längsſtreifen an der Hinterſeite des Bauches und weißen Fle>chen zwiſchen den Hinterbeinen, die Mundgegend wie das Kinn und die Pfoten ſ{hmußigweiß.

Die Blindmaus findet ſi< im ſüdöſtlichen Europa und im weſtlichen Aſien, zumal im ſüdlichen Rußland an der Wolga und am Don, in der Moldau und in einem Teile von Ungarn und Galizien, kommt auch in der Türkei und Griechenland vor; gegen Aſien begrenzen Kaukaſus und Ural ihre Heimat. Beſonders häufig iſt ſie in der Ukraine. Fm Altai: gebirge findet ſich eine merklih größere Art der Familie, der Zokor (Spalax [Siphneus] aspalax), deſſen Lebensweiſe durchaus mit der ihrigen übereinſtimmen und es re<tfertigen dürfte, wenn ich über jenen gewonnene Beobachtungen auf ſie beziehe.

Wie faſt alle Wurfmäuſe wohnt ſie in fruchtbaren Gegenden und hauſt in unterirdiſchen, weitverzweigten Bauen, deren Vorhandenſein man an zahlloſen Haufen erkennt. Lebtere ſind ſehr groß, viel größer als die des Maulwurfes, aber nicht hohe, ſondern auffallend flache Hügel. Der ungemein winkelige Gang verläuft in geringer Tiefe unter der Oberfläche, durhſchneidet feuchte, mit Waſſer förmlich geſättigte Thäler, überſchreitet Bäche und klettert an den Gehängen der Bergwände empor. Hier und da zweigt ſih ein Nebengang ab, mündet