Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

570 Siebente Ordnung: Nager; neunte Familie: Stachelſ<hweine. -

Rinde abzunagen. Wir betrachteten dies als ein günſtiges Zeichen; aber am anderen Morgen war es verendet.“ Auch mein gefangener Urſon, welcher während des Winters \ſi< wohlbefunden zu haben ſchien, ertrug die Wärme des Frühlings nicht. Dhne eigentlich beſtimmte Krankheitserſcheinungen zu bekunden, lag er eines Tages tot in ſeinem Käfige, un=betrauert von ſeinem Wärter und, ehrlih geſtanden, au< unbeklagt von mir.

Der Urſon wird von Jahr zu Jahr ſeltener. „Jm weſtlihen Connecticut“, ſo erzählte William Caſe unſerem Audubon, „war das Tier noch vor einigen Jahren ſo häufig, daß ein Jäger gelegentlih der Eichhornjagd 7 oder 8 im Laufe eines Nachmittags erlegen tonnte und zwar in einer Entfernung von 3 oder 4 (engliſchen) Meilen von der Stadt, während man jeßt vielleicht niht ein einziges dort finden würde. Sie werden mit erſtaunlicher Schnelligkeit ausgerottet, hauptſählih aus Rache von den Jägern wegen der Verleßungen, welche ſie den Jagdhunden beibringen. Außer dem Menſchen dürften nur wenige Feinde dem wohlgewaffneten Tiere gefährlih werden.“ Audubon erhielt einen kanadiſhen Lus, welcher den Angriff auf ein Stachelſhwein ſchwer hatte büßen müſſen. Das Raubtier war dem Tode nahe, ſein Kopf heſtig entzündet und der Mund voll von den ſcharfen Stacheln. Derſelbe Naturforſcher hörte wiederholt, daß Hunde, Wölfe, ja ſelbſt Pumas an ähnlichen Verletzungen zu Grunde gegangen ſeien.

Den erlegten Urſon wiſſen nur die JFndianer entſpre<hend zu benußgen. Das Fleiſch des Tieres wird von ihnen ſehr gern gegeſſen und ſoll au<h den Weißen munden. DaS Fell iſt, nahdem die Stacheln entfernt ſind, ſeiner angenehmen Weiche halber brauchbar; die Stacheln werden von den Wilden vorzugsweiſe zum Shmu> ihrer Fagdtaſche, Stiefeln 2c. verwendet. '

Unter Greifſtahlern (Cercolabes) endlih verſteht man die Arten mit Kletter\{<wanz und, abgeſehen von einer nagelloſen Warze an Stelle der Fnnenzehe der Hinterfüße, vierzehigen Füßen. Überwuchert das Haarkleid die Stacheln derartig, daß dieſe nur ſtellenweiſe hervorragen und auf Kehle, Bruſt und Bau gänzlich fehlen, ſo re<hnet man die Arten zu der Untergattung der Baumſtachler (Sphingurus), treten die Borſten zurü> ſo hat man es mit der Untergattung der Greifſtahler oder Cuandus (Synetheres) zu thun.

Die Oſtküſte Mexikos bevölkert der Baumſtachler (Cercolabes [Sphingurus} novae hispaniae, Hystrix novae hispaniae, mexicana und libmanni), ein Zier von 95 cm Geſamtlänge, wovon der Schwanz ungefähr ein Drittel wegnimmt. Die glänzenden Haare ſind ſehr diht und weih, leiht gekräuſelt und ſo lang, daß viele Stacheln vow ihnen vollſtändig bede>t werden. Leßtere fehlen auh der Unterſeite, mit Ausnahme deS Unterhalſes, der Jnnenſeite der Beine, der Schnauze und der Shwanzſpißenhälfte, welhe oben na>t, unten mit ſchwarzen, ſeitlih mit gelben Borſten beſeßt iſt. Das Haarkleid erſcheint ſ<warz, weil die einzelnen Haare, welche an ihrer Wurzel ins Bräunliche und Lichtgraue ſpielen, an der Spiße glänzend ſhwarze Färbung haben. Sehr lange Shnurren ſtehen im Geſicht, einzelne lange, ſteife Haare auf den Oberſchenkeln und Oberarmen. Die im allgemeinen \{wefelgelb gefärbten, ſhwarzſpizigen Stacheln ſind an der Wurzel ſehr verdünnt, hierauf gleihmäßig ſtark und ſodann plötlihh zugeſpibt, in der Mitte glatt und. an der nadelſcharfen Spiße mit abwärts gerihteten Widerhaken verſehen. Fn der Augenund Ohrgegend ſtehen ſie ſo dicht, daß die Behaarung nicht zum Vorſchein kommt und au, das Ohr von ihnen vollſtändig verde>t wird. Sie ſind hier weit kürzer und lichter gefärbt als am übrigen Körper, zumal auf dem Rücken die längſten und dunkelſten ſtehen. Das Auge iſt auffallend gewölbt, die Jris lihtbraun, der Stern niht größer als der Knopf einer