Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Urſon. Baumſtachler. 571

feinen Nadel, aber länglih geſtaltet; das ganze Auge tritt wie eine Glasperle aus dem Kopfe hervor. Solange der Baumſtachler ruhig iſt, gewahrt man von der Beſtachelung mit Ausnahme der Stelle um Auge und Ohr ſehr wenig; das Fell erſcheint verlo>end weih und glatt, und nux, wenn das Tier ſi< erzürnt, weiſen verſchiedene Nauhigkeiten auf die verborgenen Spißen unter den Haaren. Jm Zorne ſträubt es alle Stacheln, ſo daß ſie treuz und quer vom Leibe abſtehen, und wenn man dann mit der Hand über das Fell gleitet, ſpürt man ſie allſeitig. Sie ſte>en ſo loſe in der Haut, daß ſie bei der geringſten Berührung ausfallen; wenn man mit der Hand einmal über das Fell ſtreicht, reißt man Dußende aus, von denen regelmäßig einige in der Hand ſte>en bleiben.

Über das Freileben der Baumſtachler und aller übrigen Kletterſtachelſhweine ſind die Nachrichten ſehr dürftig. Das meiſte wiſſen wir noh über eine nahe verwandte Art, den Cuiy

Baumſtahler (Cercolabes noyae hispaniae). ?/s nalürl. Größe.

(C. villosus), über welchen Azara, Rengger, der Prinz von Wied und Burmeiſter Mitteilungen gemacht haben. Er iſt über ganz Braſilien und die ſüdlich davon gelegenen Länder bis Paraguay verbreitet, allerorten bekannt, jedo<h nirgends gemein. Seinen Aufz enthalt wählt er ſi<h vorzugsweiſe in hohen Waldungen; doch trifft man ihn auch in Gegenden an, welche mit Geſtrüpp bewachſen ſind. Den größten Teil des Jahres lebt er allein und zwar in einem beſtimmten Gebiete, immer auf Bäumen, in deren Gezweige er ſih geſchi>t bewegt. Während des Tages ruht er in zuſammengekugelter Stellung, in einer Afftgabel ſißend, na<hts ſ{<weift ex umher, indem er langſam und bedächtig, aber ſicher klettert. Henſel hebt hervor, daß er in Geſtalt und Färbung ebenfalls mit ſeiner Umgebung übereinſtimmt. „Die Natur“, ſagt ex, „ſcheint dieſes Stachelſchwein ganz beſonders zu bevorzugen, denn ſie hat ſih niht damit begnügt, dasſelbe gegen Feinde aus ſeiner eigenen Tierklaſſe zu hüten, ſie nahm es noch in beſondere Obhut gegen Raubvögel. Braſilien zählt manche Raubvögel, welche ſih beſonders von den kletternden Säugetieren des Urwaldes nähren: gegen ſie erhielt das Stachelſchwein eine ſ{hüßende Ähnlichkeit, welche bisher niht beachtet worden iſt. Sein Stachelkleid wird nämlich überragt von langen, feinen Haaren