Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

588 Siebente Ordnung: Nager; zehnte Familie: Hufpfötler.

und flüchtet vor den Hunden in den nächſten beſten, um ihn augenbli>li<h durch eine Öffnung am entgegengeſeßten Ende wieder zu verlaſſen. Bevor die Hunde den Ausgang finden, iſt er ſchon längſt in einem anderen Stamme, um das Spiel ſo lange zu wiederholen, bis die Hunde, entmutigt und ermüdet, die Jagd aufgeben. Junge Hunde aber laſſen ſich immer von neuem wieder anführen. Man wird nun den Haß des Jägers begreifen. Es gibt Gegenden im Urwalde, in denen wegen der Menge der Gutis eine ordentlihe Jagd gar niht zu ſtande kommt. Dabei iſt das Fleiſch dieſer Wildſorte wenig geſhäßt und wird höchſtens aus Not gegeſſen.“ '

Die Paka (Coelogenys paca, Mus und Cayia paca, Coelogenys fulyus und subniger) fennzeihnet ſih dur< eigentümli<h dien Kopf, große Augen und kleine Ohren, ſtummelhaften Schwanz, hohe Beine, fünfzehige Vorder- und Hinterfüße, borſtiges, dünn anliegendes Haarkleid und beſonders dur< den merkwürdig ausgedehnten, nac innen mit einer Höhle verſehenen Fohbogen. Dieſer ausgehöhlte Knochen iſt gleichſam als eine Fortſebung der Baentaſchen zu betrahten. Solche ſind zwar auh vorhanden, bilden jedoch eigentlih nur eine Hautfalte. Von ihnen aus führt eine enge, nah unten ſi<h öffnende Spalte in die Höhlung des Fohbogens. Dieſe iſt im Juneren mit einer dünnen Haut ausgefleidet und zur Hälfte verſchloſſen, ſo daß ſie nux durch eine kleine Öffnung mit der Mundhöhle in Verbindung ſteht. Fhre Beſtimmung iſt mit Sicherheit bis jeßt noh niht ermittelt worden. Als veränderte Ba>kentaſchen hat man dieſe Höhlung nicht zu betrachten; Henſel hat ſie ſtets leex gefunden. „Nur bei DE einem ſehr ſ{<weren Tiere unter den vielen, welches ſi in

Sädel der Paka. einer zu ſ{hwachen Schlinge gefangen und daher einen langen und heftigen Todeskampf gekämpft hatte, befand ſih in den ſogenannten Ba>entaſchen eine geringe Menge zerkauter, grüner Pflanzenteile, welche wahrſcheinlih erſt während des Todeskampfes hineingelangt waren. Es läßt ſich auch gar nicht erklären, wie das Tier die gefüllten Baentaſchen leeren wollte, da ſie von ſtarren Knochenmaſſen umgeben ſind.“ Durch die Ausdehnung des Johbogens wird der Schädel auffallend ho< und e>ig. „Das Ausſehen der Paka“, ſagt Rengger, „iſt dem eines jungen Schweines niht unähnlih. Jhr Kopf iſt breit, die Schnauze ſtumpf, die Oberlippe geſpalten, die Naſenlöcher ſind länglich, die Ohren kurz, oben abgerundet, der Hals iſt kurz, der Rumpf di>/ die Beine ſind ſtark gebaut, die Zehen mit ſtumpfen, gewölbten Nägeln verſehen. Der Schwanz zeigt ſih bloß als eine haarartige Hervorragung.“ Das Fell beſteht aus kurzen, eng am Körper liegenden Haaren, welche oben und an den äußeren Teilen gelbbraun, auf der Unterſeite und an der Fnnenſeite der Beine gelblihweiß ſind. Fünf Reihen von gelblihweißen Fle>en von runder oder eiförmiger Geſtalt laufen zu beiden Seiten von der Schulter bis zum hinteren Rande des Schenkels. Die untere Reihe vermiſcht ſich zum Teil mit der Farbe des Körpers. Um den Mund und über den Augen ſtehen einige ſteife, rü>wärts gerichtete Fühlborſten. Das Ohr iſt kurz und wenig behaart, die Sohlen und die Fußſpißen ſind na>t. Ausgewachſene Männchen werden bis 70 cm lang und etwa 95 cm hoh und, laut Kappler, bis zu 9 ke ſ{hwer.

Die Paka iſt über den größten Teil von Südamerika, von Surinam und dur< Braſilien bis Paraguay hinauf verbreitet, kommt aber auch auf den ſüdlichen Antillen vor. Je einſamer und wilder die Gegend, um ſo häufiger findet man ſie; in den bevölkerten Teilen iſt ſie überall ſelten geworden. Der Saum der Wälder und die bebuſchten Ufer von Flüſſen oder ſumpfige Stellen bilden ihren Aufenthaltsort. Hier gräbt ſie ſih eine Höhle von