Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Degu. Tukotuko. 597

um \ie her ſcien ſie einfah gleihgültig zu laſſen. Jm Londoner Tiergarten haben ſi einige Pärchen fortgepflanzt und Junge gebracht; die von mir gepflegten Gefangenen ſind nah und nach dahingeſtorben, ohne jemals Paarungsgelüſte zu zeigen.

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Von Südbraſilien bis zur Magalhäesſtraße hinab dehnen die Kammratten (Ctenom ys) ihre Heimat aus. Sie ähneln noch entfernt den Strauchratten; die kleinen Augen und die noh viel kleineren, faſt im Pelze verſte>ten Ohren aber deuten auf ein unlerirdiſches Leben hin. Dex Körper iſt gedrungen und walzenförmig, der Halz kurz und di>, der Kopf ebenfalls furz, ſtumpfſhnauzig, der Shwanz kurz, di> und ſtumpfſpißig. Die Beine ſind furz und die fünf Zehen der Füße mit tüchtigen Scharrkrallen bewehrt. Das Haarkleid liegt glatt an, iſt furz an dem Kopfe, etwas länger an dem Körper; feine Grannenhaare treten einzeln aus dem Pelze hervor.

Eigentümli<h iſt das Vorkommen derartiger Nager in einem Höhengürtel der Kordilleren, wo der Pflanzenwuchs gänzlih aufgehört zu haben ſcheint. Tſchudi berichtet, daß ihn in den gänzlich pflanzenloſen Wüſten einzelner Hochebenen der Kordilleren die vielen tauſend Löher von Kammratten in Erſtaunen geſeßt haben. „Jh ſah“, ſagt er, „uur vor zweien dieſer Löcher flüchtig ihre Bewohner und kann daher die Art nicht beſtimmen. Wovon mögen ſih wohl dieſe Tiere hier nähren? Trog langen Nachdenkens konnte ich dieſe Frage nicht genügend beantworten. Jh glaube, ſie halten einen Winterſchlaf, Und der Sommer ruft eine ſpärliche Pflanzenwelt hervox, welche ihnen während einiger Monate ihre Nahrung liefert. Aber dieſer Anſicht iſ entgegengeſeßt, daß andere Reiſende, namentlih Philippi, die Wüſte in Sommermonaten bereiſt haben und ſie an Stellen, wo die Erde von Kammratten wie ein Sieb dur<hlöchert war, ebenſo dürr, ſandig und ohne den geringſten Pflanzenwuchs fanden, wie ih ſie im Winter getroffen habe. Sollte vielleicht hier ein unterirdiſcher Pflanzenwuchs vorkommen, welcher ſi<h bisher dem Auge des Forſchers entzogen hat? Die Hunderttauſende dieſer Nager brauchen immerhin eine erkle>lihe Menge von Nahrung; denn ſie ſind nicht klein und wahrſcheinlich, wie alle Mitglieder ihrer Drdnung, ſehr geſräßig. Sie ziehen au<h niht auf große Entfernungen auf die Äſung, wie z. B. ein Rudel Guanakos; denn eine ſolche, bei Nagern auffallende Lebensweiſe wäre ſicherli<h von den wüſtenkundigen Fndianern beobachtet worden, und es wäre auch nicht einzuſehen, warum ſi dieſe Tiere ihre Löcher niht auf den Futterpläßen ſelbſt oder in deren unmittelbarer Nähe graben ſollten, wenn ſie andere hätten als die, welche ſie eben bewohnen. Jhre Vermehrung dürſte eine ſehr große ſein, und ih kenne keinen anderen Feind von ihnen in der Wüſte als etwa einen Raubvogel, welcher hin und wieder eines dieſer Tiere fangen inag. Die Lebensweiſe der Kammratten alſo iſt noch ein ungelöſtes Rätſel, deren es in der Wüſte ſo manche gibt.“

Der Reiſende, welcher zum erſten Male jene Länder betritt, vernimmt eigentümliche, voneinander abgeſchiedene, grunzende Laute, welche in regelmäßigen Zwiſchenräumen nacheinander gleihſam aus der Erde herausſchallen und ungefähr den Silben LTukotuko entſprechen. Dieſe Töne rühren von einer nah ihnen benannten Kammratte, dem Tukotuko (Ctenomys magellanicus), her. Das Tier kommt an Größe ungefähr einem halbwüchſigen Hamſter gleich; der Leib mißt 20 em, der Shwanz 7 cm. Die Färbung der Oberſeite iſt bräunlichgrau mit gelbem Anfluge und {hwacher ſhwarzer Sprenkelung. Die einzelnen Haare ſind bleifarben, gegen die Wurzel und an den Spitzen größtenteils aſhgrau, ins Bräunliche ziehend. Einige dünn geſtellte Grannenhaare endigen mit ſhwarzen Spißen; auf der Unterſeite fehlen dieſe Grannenhaare, und deshalb erſcheint die Färbung hier viel