Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Hutia-Conga. Schweifbiber. 601

An den Seiten, namentlich in der Schultergegend, treten einzelne weiße Haare hervor, welche etwas ſtärker ſind. Bei jungen Tieren ſpielt das Braun mehr in das Grünliche, und dann tritt eine feine, ſhwarze Sprenkelung hervor.

Die Hutia-Conga bewohnt die dichteren und größeren Wälder und lebt entweder auf Bäumen oder im dichteſten Gebüſche, nux bei Nacht hervorkommend, um nah Nahrung auszugehen. Jhre Bewegungen im Gezweige ſind nicht eben geſchwind, jedo< geſchi>t, während ſie auf der Erde wegen der ſtarken Entwi>kelung der hinteren Körperhälfte ſih ſ{<hwerfälliger zeigt. Beim Klettern gebraucht ſie den Schwanz, um ſi feſtzuhalten oder um das Gleichgewicht zu vermitteln. Am Boden ſeßt ſie ſih oft aufre<ht nah Haſenart, um ſi<h umzuſchauen; zuweilen macht ſie kurze Sprünge, wie die Kaninchen, oder läuft in einem plumpen Galopp wie ein Ferkel dahin. Unter ihren Sinnen iſt der Geruch am beſten entwi>elt; die ſtumpfe Schnauzenſpiße und die weiten, ſchief geſtellten, mit einem erhabenen Rande umgebenen und durch eine tiefe Furche getrennten Naſenlöcher ſind beſtändig in Bewegung, zumal wenn irgend ein neuer, unbekannter Gegenſtand in die Nähe kommt. Fhre Geiſtesfähigkeiten ſind gering. Sie iſt im allgemeinen fur<htſam und gutmütig, auch geſellig und freundlih gegen andere ihrer Art, mit denen ſie ſpielt, ohne jemals in Streit zu geraten. Wird eine von ihren Verwandten getrennt, ſo zeigen beide viel Unruhe, rufen ſih dur<h \harfpfeifende Laute und begrüßen ſi bei der Wiedervereinigung durch dumpfes Grunzen.

Selbſt beim Freſſen vertragen ſie ſi<h gut und ſpielen und balgen ſi<h untereinander, ohne jemals die heitere Laune zu verlieren. Bei Verfolgung zeigt ſich die Ferkelratte mutiger, als man glauben möchte, und wie alle Nager beißt ſie heftig um ſih, wenn ſie ergriffen wird. Über die Paarungszeit und die Anzahl der Jungen mangeln Beobachtungen. Die Nahrung beſteht in Früchten, Blättern und Rinden. Gefangene zeigten beſondere Neigung zu ſtarkriehenden Pflanzen, wie Minze, Meliſſe, welche andere Nager meiſt verſhmähen.

Jn manchen Gegenden Cubas verfolgt man die Hutia-Conga des Fleiſches wegen; namentli< die Neger ſind dieſer Jagd leidenſchaftlih ergeben. Sie ſuchen ihr Wild entweder auf den Bäumen auf und wiſſen es dort auf den Äſten geſchi>t zu fangen, oder ſegen nachts Hunde auf die Fährte, welche es wegen ſeines langſamen Laufes bald einholen und [eicht überwältigen. Fn früheren Zeiten follen fih die Einwohner zu dieſer Jagd eingeborener Windhunde, z. B. des ſchakalähnlihen Maikongs oder Karaſiſſis (vgl. Band 2, S. 55), bedient und anſtatt der Laternen Leuchtkäfer benußt haben.

*

Zu den Trugratten gehört auh der Shweif- oder Sumpfbiber, die Nutria der ſpaniſchen Amerikaner (Myopotamus coypu, Mus, Hydromys, Guillinomys, Potamys, Mastonotus und Myocastor coypus, Mus castoroides, Myopotamus bonariensis und Guilliomys chilensis). Der Leib ift unterſeßt, der Hals kurz und di der Kopf dik, lang und breit, ſtumpfſhnauzig und platt am Scheitel; die Augen ſind mittelgroß, rund und vorſtehend, die Ohren klein, rund und etwas höher als breit; die Gliedmaßen kurz und kräftig, die hinteren ein wenig länger als die vorderen, beide Füße fünfzehig, die Zehen an den Hinterfüßen aber bedeutend länger als die der vorderen, durch eine breite Schwimmhaut verbunden und mit langen, ſtark gekrümmten und ſpißigen Krallen, die inneren Zehen der Borderfüße mit einem flachen Nagel bewaffnet. Der lange Schwanz iſt drehrund, wirbelartig geſhuppt und ziemlich reihlih mit dicht anliegenden, ſtarken Borſtenhaaren beſeßt. Die übrige Behaarung iſt dicht, ziemlih lang und weih und beſteht aus einem im Waſſer faſt undurchdringlichen, kurzen, weichen, flaumartigen Wollhaar und längeren, weichen, ſ<wa< glänzenden Grannen, welche die Färbung beſtimmen, weil ſie das Wollhaar vollſtändig bede>en. Fm Gebiſſe erinnern die ſehr großen, breiten Nagezähne an den Zahnbau