Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Sumpfbiber: Gefanzenleben. Pelzwerk. Jagd. 605

ſeine Ausfälle zu machen, benugßte dieſes Tier den oberhalb des Gartens vorbeifließenden Nümelinbach, der ſtets reihli< Waſſer führt, zu ſeinen Wanderungen. Wie zu erwarten, blieb der Ausreißer einmal gänzlih weg. Wochen vergingen, und noch hatte ih keine Spur von ſeinem Verbleiben, als am 9. Oktober der Gärtner des Vottminger Schlößchens, das eine fleine Stunde von dem Tiergarten entfernt im Thale liegt, das Tier erſchoſſen brachte. Durch den Rümelinbah war der Sumpfbiber in den dortigen Schloßteich gelangt und von dem Gärtner nah langem Anſtehen als „Fiſchotter“ abgeſchoſſen worden. Dem Auswanderer fonnte es in ſeinem 8—10 Wochen andauernden Landaufenthalte niht ſ<le<t gegangen ſein, denn er war ſehr gut bei Leibe.

„Am 25. Mai 1887 erhielten wir aus Dresden ein Paar halberwachſene und am 183. Auguſt ein Paar erwachſene, aus Argentinien eingeführte Sumpfbiber. Beide Paare wurden zuſammengebracht, aber es zeigte ſich, wie früher, daß das ſtärkere Männchen herrſchte und kein zweites neben ſi duldete; deshalb ſahen wir uns genötigt, das verfolgte Männchen wegzunehmen. Das andere Männchen lebte nun mit den beiden Weibchen in beſtem Einvernehmen, das nicht ohne Folgen ſein ſollte. Am 19. Januar 1888 zeigte ſich in der Höhle zahlreiche Nachkommenſchaft; .…. das eine Weibchen hatte 6, das andere 7 Junge geworfen. Mie die früheren Jungen, ſo wuchs auch dieſe Schar gut heran und machte allen Gartenbeſuchern unendlich viel Freude. Jm Juni verkauften wir ſämtliche Junge. Am 1. Auguſt hatte das eine Weibchen wieder 5 Junge, die wir Ende Oktober verkauften. Am 17. November hatte nun auh das andere Weibchen zum zweiten Male geboren und zwar 6 Stü...

„Da die Wartung der Sumpfbiber ſo einfach, die Fütterung ſo leicht und billig ift Und auc die Fortpflanzung keine Schwierigkeiten bietet, ſo iſt das Halten dieſer Nager jedem Tierfreunde, der einen hierzu geeigneten Plaß beſit, zu empfehlen; mehr noh, es wäre wohl des Verſuches wert, eine kleine Kolonie von 4—5 Stück in einem geſhüßten Walde, der einen Teich oder ein ruhig fließendes Waſſer nebſt genügendem Graswuhſe in ſich birgt, auszuſezen. Nach den an unſeren Ausbrechern gemachten Erfahrungen glaube ih, daß dieſe Tiere genügend Nahrung finden würden und ſih wohl au< über den Winter zu halten wüßten, ohne dem Walde oder der Landwirtſchaft erſihtlihen Schaden anzuthun.“

Seines wertvollen Balges halber verfolgt man das Tier eifrig. Bis zum Jahre 1823 wurden jährlich zwiſchen 15—20,000 Felle auf den europäiſchen Markt gebraht. Fm Fahre 1827 führte die Provinz Entre-Rios nach amtlichen Angaben des Zollhauſes Buenos Aires 300,000 Stü aus, und noch ſteigerte ſich die Ausfuhr; denn zu Anfang der dreißiger Fahre wurden nur aus den Sümpfen von Buenos Aires und Montevideo gegen 50,000 Felle allein na< England geſandt. Gegenwärtig kommen, nah Lommer, jährlich etwa 1,5 Millionen Felle in den Handel, von denen etwa zwei Drittel, die geringeren, zur Filzbereitung dienen und ein Drittel, die lang- und dichthaarigen, nahdem ſie dur<h Rupfen von ihrem Oberhaare befreit ſind, zu Pelzbeſäßen verarbeitet werden und zwar ſowohl in natürlicher als auch in fünſtliher Färbung. Die als Pelzwerk brauchbaren Felle werden mit 3—7 Mark das Stück bezahlt; die Haare gelten 2—3 Mark das Kilogramm. Das weiße, wohlſ<hmed>ende Fleiſch wird an vielen Orten von den Eingeborenen gegeſſen, in anderen Gegenden aber verſ<mäht.

Man jagt die Sumpfbiber in Buenos Aires hauptſählih mit eigens abgerihteten Hunden, welche jene im Waſſer aufſuhen und dem Jäger zum Schuß treiben oder auh einen Kampf mit ihnen aufnehmen, obgleih der große Nager ſi< mutig und kräftig zu wehren weiß. Auf den ſeichteren Stellen ſeiner Lieblingsorte und vor den Höhlen ſtellt man Sw{hlagfallen auf. Fn Paraguay wird nie anders Jagd auf ihn gemacht, als wenn man ihn zufälligerweiſe antrifſt. Es iſt nicht leicht, an ihn zu kommen, weil er bei dem geringſten Geräuſche flüchtet und ſi verſte>t, und ebenſowenig gelingt es dem Schüben, ihn mit einem einzigen Schuſſe zu töten, weil das glatte, di>e Fell dem Eindringen der Schrote