Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Chinchilla. Wollmaus. 613

wirft zweimal jährliGß 5—6 Junge. Gefangene werden ſo zahm, daß ſie niht beißen oder zu entfliehen ſuhen, wenn man ſie in die Hand nimmt; ſie bleiben ſogar ruhig ſißen, wenn man ſie in den Schoß ſett, als wären ſie in ihrem eigenen Lager, und ſcheinen es außerordentlih gern zu haben, wenn man ihnen ſhmeichelt. Da ſie ſehr reinlih ſind, darf man nicht fürchten, daß ſie die Kleider beſ<hmußen oder ihnen einen üblen Geruch mitteilen, denn ſie haben gar feinen Geſtank wie andere Mäuſe. Man könnte ſie deshalb in den Häuſern halten ohne Beſhwerde und mit wenig Koſten; ſie würden alle Auslagen dur<h Abſcheren

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Wollmaus (Eriomys lanigera). ?/a natürl. Größe.

der Wolle reihli< erſezen. Die alten Peruaner, welche weit erfinderiſher waren als die jebigen, verſtanden aus dieſer Wolle De>en und andere Stoffe zu fertigen.“

Im Fahre 1829 gelangte eine lebende Wollmaus nah London und wurde von Bennett beſchrieben. Sie war ein ſehr ſanftes Geſchöpf, welches aber doh bisweilen zu beißen verſuchte, wenn es niht re<t bei Laune war. Selten war ſie ſehr luſtig, und nur zuweilen ſah man ihre ſonderbaren Sprünge. Sie ſeßte ſih gewöhnlih auf die Schenkel, konnte ſich aber au< auf die Hinterbeine ſtellen und erhalten; die Nahrung brachte ſie mit den Vorderpfoten zum Munde. Jm Winter mußte man ſie in ein mäßig erwärmtes Zimmer bringen und ihre Wohnung mit einem Stücke Flanell auskleiden. Dieſen zog ſie oft von der Wand ab und zerriß ihn, indem ſie mit dem Zeuge ſpielte. Bei ungewöhnlichem Lärm verriet ſie große Unruhe; ſonſt war ſie ruhig und ſanft. Körner und ſaftige Pflanzen ſchien ſie mehr zu lieben als tro>ene Kräuter, welche wiederum die Chinchilla ſehr gern fraß. Mit dieſer durſte man die Wollmaus niht zuſammenbringen; denn als man es einmal that, entſtand ein heftiger Kampf, in welchem die kleine Art unfehlbar unterlegen wäre, wenn