Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Feldhaſe: Verbreitung. Aufenthalt. Liebhabereien. 623

fehlgeſchlagen; dagegen hat ex ſi leiht nah Auſtralien und Neuſeeland verpflanzen laſſen. Jn Südauſtralien iſt er ſtrihweiſe ſhon ſo häufig, daß man, wie Haae mitteilt, oft für ſchöne Stü>e nur etwa 1 Mark zahlt. Alte Rammler zeigen ſih weniger wähleriſ< in ihrem Aufenthaltsorte als die Häſinnen und Funghaſen, lagern ſich oft in Büſchen, Rohrdidichten und hoch gelegenen Berghölzern, während jene in der Wahl ihrer Lager immer | ehr ſorgfältig zu Werke gehen.

„Zm allgemeinen“, ſagt Dietrich aus dem Win>ell, deſſen Lebensſchilderung Lamves ih für die gelungenſte halte, „iſt der Haſe mehr Naht- als Tagtier, obwohl man ihn an heiteren Sommertagen au< vor Untergang der Sonne und no< am Morgen im Felde umherſtreifen ſieht. Höchſt ungern verläßt er den Ort, an welchem er aufgewachſen und groß geworden iſt. Findet er aber daſelbſt keinen anderen Haſen, mit dem er ſih paaren fann, oder fehlt es ihm an Äſung, ſo entfernt er ſih weiter als gewöhnlih. Aber der Saßhaſe kehrt, wenn die Paarungszeit herannaht, wie der Rammler zur Herbſtzeit wieder nach der Geburtsſtätte zurück. Fortwährende Ruhe hält ihn beſonders feſt, fortgeſezte Verfolgung vertreibt ihn für immer. Der Feldhaſe bewohnt größtenteils die Felder und verläßt ſie, wenn es regnet. Wird das Stü, in welchem er ſeine Wohnung gebaut hat, abgehauen, ſo geht ex an einen anderen Ort, in die Rüben-, Saat-, Krautfelder 2c. Hier, überall von kräftiger Äſung umgeben, ſhwelgt er in deren Genuſſe. Alle Kohl- und Nübenarten ſind ihm Le>erſpeiſe. Der Peterſilie ſcheint er beſonderen Vorzug zu geben. Fm Spätherbſte wählt er nicht zu friſche Sturzä>ker, nicht zu feuchte, mit Vinſen bewachſene Vertiefungen und Felder mit Ölſaat, welche nächſt dem Wintergetreide den größten Teil ſeiner Weide ausma<ht. Solange no< gar kein oder wenig Schnee liegt, verändert er ſeinen Wohnort niht; nur bei Nacht geht er in die Gärten und ſucht den eingeſchlagenen und aufgeſchihteten Kohl auf. Fällt ſtarker Schnee, ſo läßt er ſi< in ſeinem Lager verſchneien, zieht ſich aber, ſobald das Unwetter nachläßt, in die Nähe der Kleefelder. Bekommt der Schnee eine Eisrinde, ſo nimmt der Mangel immer mehr überhand, und je mehr dies geſchieht, um ſo ſchädlicher wird der Haſe den Gärten und Baumſchulen. Dann iſt ihm die Schale der meiſten jungen Bäume, vorzüglich die der Akazie und ganz junger Lärchen ſowie der Schwarzdorn, ebenſo willkommen wie der Braunkohl. Vermindert ſih dur< Tauwetter der Schnee, oder geht er ganz weg, ſo zieht ſi< der Haſe wieder zurü>, und dann iſt grünes Getreide aller Art ſeine ausſ<ließlihe Weide. Bis die Wintexrſaat zu ſchoſſen anfängt, äſt er dieſe; hierauf rüc>t er vor Sonnenuntergang oder nah warmem Regen etwas früher aus und geht ins Sommergetreide. Auch dieſe Saat nimmt er niht an, wenn ſie alt wird, bleibt aber in ihr liegen, beſucht abends friſh gepflanzte Krautfelder, Rübenſtücke und dergleichen. Der Buſchhaſe rückt nur abends auf die Felder und kehrt morgens mit Tagesanbruch oder bald nah Sonnenaufgang wieder ins Holz zurü>. Er wechſelt aber während des Sommers ſeinen Aufenthalt am Tage zuweilen mit hochbeſtandenen Getreidefeldern odex, wenn Regen fällt, mit Brach- und Sturzä>kern. Jm Herbſte, wenn die Sträucher ſich entlauben, geht er ganz aus dem Walde heraus, denn das Fallen der Blätter iſt ihm entfeßlih; im Winter zieht er ſih in die dichteſten Gehölze, mit eintretendem Tauwetter aber kehrt er wieder in das lichtere Holz zurü>. Der eigentliche Waldhaſe zeigt ſich während der milden und fruchtbaren Jahreszeit in den Vorhölzern und rü>t von hier aus, wenn ihm die Äſung auf den Waldwieſen niht genügt, gegen Abend in die Felder. Der Berghaſe befindet ſih beim Genuſſe der in der Nachbarſchaft ſeines Aufenthaltes wachſenden duftigen Kräuter ſo wohl, daß er nur, wenn Felder in der Nähe ſind, dieſe aus Lüſternheit beſucht.

„Außer der Rammelzeit, während welcher alles, was Haſe heißt, in unaufhörlicher Unruhe iſt, bringt dieſes Wild den ganzen Tag ſ<hlafend oder ſ{hlummernd im Lager zu. Nie geht der Haſe gerade auf den Ort los, wo er ein altes Lager weiß oder ein neues machen