Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

2 Neunte Ordnung: Nüſſeltiere.

des erſten oberägyptiſhen Gaues, welche, gleih der Jnſel, auf welcher ſie ſtand, bei Griechen und Römern den Namen Elephantine führte, was nur eine treue Wiedergabe des Namens iſt, den Stadt und Fnſel bereits im alten Ägypten trugen, des Namens Elefanteninſel, Elfenbeinſtadt. So wurden Jnſel und Stadt genannt, weil ehedem an jener Stelle, wie heute in dem gegenüberliegenden Aſſuan, der Stapelplaß war für das aus dem Süden kommende Elfenbein, welches bereits in den älteſten Zeiten des Pharaonenreiches von den in Kunſt und Handwerk ſo geſchi>ten ägyptiſchen Meiſtern zu allerlei Shmu>gegenſtänden und verſchiedenen Gerätſchaften, welche praktiſhen Zwecken des Lebens dienten, verarbeitet wurden. Der Name des Elefanten wird in der Hieroglyphenſchrift dur< ein Silbenzeichen gegeben, welches die Ausſprache Ab‘ hatte; je na< dem hinter dieſes Wort nun tretenden Beſtimmungsbilde bezeichnet Ab, außer dem Elefanten ſelbſt, auh die Stoßzähne, das Elfenbein, und ebenſo die Jnſel oder Stadt des Elfenbeines, Elephantine. Zur Bezeichnung der leßteren tritt in den Juſchriften zuweilen ſogar mit Fortlaſſung des Silbenszeichens Ab nur das Bild des Elefanten auf. Fn Bezug auf die Kenntnis, welche die alten Ägypter von dem aſiatiſchen Elefanten hatten, iſt von beſonderer Wichtigkeit eine von Ebers in einem oberägyptiſchen Grabe, und zwar in Qurnah, auf der Weſtſeite von Theben, aufgefundene Jnſchrift. Das Grab ſtammt, wie aus den darin vorkommenden Königsnamen hervorgeht, aus dem 17. Fahrhundert v. Chr., und der Verſtorbene, Namens Amenemheb, welcher die Ehre hatte, den Heldenkönig Thutmoſis den Dritten auf ſeinen aſiatiſchen Kriegszügen zu begleiten, berichtet nun an der Wand ſeines Grabes über einige hervorragende Erlebniſſe aus dieſem Feldzuge. So heißt es: Jh ſchaute abermals da eine That der Vollkommenheit, ausgeſührt von dem Herrſcher Ägyptens im Lande Ninive, woſelbſt er auf der Jagd erlegte 120 Elefanten, wegen ihres Elfenbeines.““

Über die Liebhaberei der ägyptiſhen Könige für gefährliche Fagden wird uns in den Inſchriften vielfach Bericht erſtattet. Wie bei den alten Ägyptern waren auth bei anderen Völkern des Altertums der Name des Elefanten und die Bezeichnung des Elfenbeins gleichlautend. Erſt Herodot meint unter dem Namen Elephas wirklih das Tier. Kteſias, der Leibarzt von Artaxerxes dem Zweiten, war der erſte Grieche, welcher einen Elefanten nach eigener Anſchauung beſchrieb. Er ſah einen lebenden in Babylon, der aus Fndien dahin gekommen ſein mochte; er war es auh, welcher zuerſt das Märchen verbreitete, daß der Elefant keine Gelenke in den Beinen habe, weder ſih legen no< aufſtehen könne und deshalb ſtehend ſ{<lafen müſſe. Darius iſt geſchichtlich der erſte, welcher die Elefanten in der Schlacht und zwar gegen Alexander den Großen verwendete. Von den durch legteren erbeuteten Elefanten bekam Ariſtoteles einige zu Geſicht und konnte nunmehr das Tier ziemlih genau beſchreiben. Von dieſer Zeit an kommen die Elefanten oft in der Geſchichte vor. Faſt 300 Fahre nacheinander werden ſie ſelbſt in Europa in den endloſen Kriegen verwendet, welche die verſchiedenen Völker um die Weltherrſchaft führen, bis die Nömer endlich ſiegreich aus den Kämpfen hervorgehen. Neben den indiſchen Elefanten aber wurden auh afrikaniſche gebraucht, und namentlich die Karthager verſtanden es, dieſe Tiere, welche man ſpäter für unzähmbar erklären wollte, zum Kriege abzurichten und in derſelben Weiſe zu verwenden wie die indiſchen.

Die Römer brauchten ihre Elefanten hauptſächlih zu den Kampfſpielen, und ſchon ihnen ſollen wir die Schuld zuzuſchreiben haben, daß die Tiere im Norden des Atlas ausgerottet wurden. Wie weit die afrikaniſchen Elefanten abgerichtet wurden, mag daraus hervorgehen, daß die römiſhen Schaumänner ſie gelehrt hatten, Buchſtaben mit einem Griffel zu zeichnen, auf einem ſ{hräg geſpannten Seile auf und ab zu gehen, zu viert auf einer Sänfte einen Fünften zu tragen, welcher den Kranken vorſtellte, nah dem Takte zu tanzen, von einer prächtig beſeßten Tafel aus Gold- und Silbergeſchirr mit aller Beobachtung der