Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elefanten: Geſhichtlihes. Vorkommen. Lieblingspläße. Unſtetes Leben. 118)

feinen Sitte und des Anſtandes zu ſpeiſen 2c. So viel Gelegenheit aber auch die Alten hatten, Elefanten im Leben zu beobachten, ſo wenig zuverläſſig ſind die Beſchreibungen, welche auf uns getfommen ſind. Sonderbarerweiſe haben ſich gewiſſe Märchen und Fabeln hartnä>ig erhalten, und eigentli kennen wir erſt ſeit der allerneueſten Zeit die rieſigen Rüſſel: tiere wirkli<h. Gegenwärtig liegen eine Reihe vortreffliher Beobahtungen über beide Arten vor, und es läßt ſi< ſomit ein eingehendes und richtiges Lebensbild der Tiere zeichnen.

In den angegebenen Ländern findet man den Elefanten in jeder größeren Waldung. Fe reicher eine ſolhe an Waſſer iſt, je mehr ſie dadurch zum eigentlichen Urwalde wird, um ſo häufiger tritt ex auf. Allein man würde ſi< irren, wenn man glauben wollte, daß er einzig und allein in derartigen Wäldern gefunden werde. Es iſt behauptet worden, daß der Rieſe unter den Landſäugern die Kühle und die Höhe ſcheue, wogegen gewiſſenhafte Beobachtungen dies aufs beſtimmteſte widerlegen. Auf Ceylon ſind gerade die hügeligen und bergigen Gegenden ſeine Lieblingspläße. Für die afrikaniſchen Elefanten gilt Ähnliches. Jn den Bogosländern habe ih ihre Loſung noh in Höhen von 2000 m gefunden und von den Eingeborenen exfahren, daß in den benachbarten Gebieten die Tiere regelmäßig auf den höchſten Bergen, alſo bis zu 3000 m über dem Meere, vorkommen. Jn derſelben Höhe fanden ihre Spuren am Kilima Ndſcharo von der De>ken und nah ihm Hans Meyer jogar bis 4000 m. Großes Geſchi> und unermüdliche Ausdauer beim Beſteigen hoher Berge wird auch von gezähmten Elefanten bethätigt. Reiſende Tierſchauſteller führen, wie Wallis mir mitteilt, ſolche bis zu den am höchſten gelegenen Städten Kolumbiens und Ecuadors hinauf, obgleich ſie, um auf die Hochebenen zu gelangen, Päſſe von 4000 m Höhe und darüber begehen müſſen.

Weder im Hoch- oder Mittelgebirge noch in der Ebene hält der Elefant unter allen Umſtänden am Walde feſt, ändert vielmehr ſeinen Aufenthalt niht allein entſprehend der Örtlichkeit, ſondern au< gemäß der obwaltenden Umſtände und wandert in kurzer Zeit oft außerordentli<h weit. So begegnet man ihm in einem großen, vielleicht im größten Teile Afrikas monatelang nur in dex freien Steppe, vorausgeſeßt, daß hier Bäume und Sträucher, deren reifende Früchte ihn anlo>en, wenigſtens niht gänzlih fehlen, oder aber trifft ihn in Sümpfen an, deren Röhricht die höchſte Pflanze der Umgegend iſ. Eine Bedingung muß der von ihm gewählte Auſfenthaltsort ſtets erfüllen: an Waſſer darf es nicht fehlen. Von einer Abflußrinne zur anderen, von dieſem Gewäſſer zum nächſten führen die Wechſel, und jeder Tümpel bildet einen Ort der Ruhe, der Erqui>ung, weil er ſtets benußt wird, die Haut dur Bäder oder wenigſtens dur< Überſprizen zu kühlen und zu reinigen. „Nicht nur vormittags und mit Einbruch der Dunkelheit“, ſagt von Heuglin, „am lichten Nachmittage ſelbſt haben wir in einzeln gelegenen Pläßen Elefanten angetroffen, welche dort, oft tief im Waſſer ſtehend oder ſogar liegend, beſchäftigt waren, leßteres trübe und kotig zu machen und ſi<h damit anzuſprizen.“

So häufig die Elefanten im Fnneren Aſrikas auch ſind, ſo ſchwierig iſt es zuweilen, ihren augenbli>lihen Aufenthalt ausfindig zu machen, da ſie ein ſehr unſtetes Leben führen. Fn hellen Mondſcheinnähten hört man, wie der lebtgenannte Berichterſtatter ebenfalls bemerkt, einen Trupp ſcheinbar in nächſter Nähe, muß aber ſchon vor Tagesgrauen zur Stelle ſein, wenn man ihn noch antreffen will, weil die Tiere, nachdem ſie ſih geſättigt haben, in der Regel einen anderen Teil ihres Gebietes auſſuchen und ſi ſo raſh bewegen, daß ſie heute hier, morgen an 100 km und weiter entfernt ſein können. Bei ſolchen Ortsveränderungen folgen ſie regelmäßig beſtimmten Wechſeln oder bahnen ſich neue, gleichviel ob ſie ihren Weg dur< Wälder oder Sümpfe, über ſteile Höhen oder dur enge Schluchten nehmen müſſen. Bodenhinderniſſe ſcheint es für ſie überhaupt nicht zu geben: ſie dur<hſ{<hwimmen, wie von Heuglin treffend ſchildert, Ströme und Seen, arbeiten ſich ohne Mühe durch den