Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Drientaliſches und engliſches Vollblut. 5)

Anſicht, daß das Berberpferd ein Erzeugnis des nördlichen Afrikas ſei. Wie es ſi<h in Wirt: lichkeit hiermit verhält, dürfte ſ<hwer zu beſtimmen ſein... Die edelſten Berberpferde werden in Tunis gezogen, dieſen zunächſt ſtehen die Pferde im algieriſhen Teile der Wüſte Sahara und in leßter Reihe kommen die marokkaniſchen Pferde.“ Gleich nah den eten Wüſtenaraber ſtellt Graf Wrangel das ſyriſche Pferd und den ſogenannten Bagdadli, d. h. das Pferd von Bagdad. Als weniger edle, aber größere und knochigere orientaliſche Raſſen wäre noch die kurdiſche, perſiſche und turkmeniſche anzuführen; aus der leßteren iſt dur< Kreuzung mit dem Araber wieder das hochedle kaukaſiſhe Karabagh-Pferd hervorgegangen. Die turkmeniſhe Raſſe ſoll, wie von Middendorf, auf Wilkins Ausführungen geſtüßt, angibt, dux<h maſſenhafte Einführung von Arabern ihre Vorzüglichkeit erlangt haben. Man unterſcheidet zwei Schläge: die Tekes, welche wegen ihrer unglaublichen Ausdauex auf langen Märſchen, und die Fomuds, welche wegen ihrer Schnelligkeit berühmt ſind. „Jm Galopp“, teilt uns A. Walter mit, „iſt der Fomudhengſt wohl unübertrefflih. Gute Traber ſind uns unter den Turkmenenpferden nie begegnet; man ſieht auc die Turkmenen aus\<ließli<h Schritt oder Galopp reiten. Erſtaunlich iſt die Genügſamkeit der Pferde, namentlich ihr geringes Waſſerbedürfnis. Mit dieſen Eigenſchaften vereinigen ſie eine geradezu fabelhafte Ausdauer und große Sicherheit, namentli<h beim Klimmen auf Felsgrund in den gefährlichſten Teilen des Gebirges.“ Dieſes Urteil bekräftigt vollauf H. Moſer, indem er die Leiſtungen der Pferde bei den „Alamanen“, den Raubzügen der Tekes, ſchildert. Leider geht, nah A. Walter, die edle Raſſe des Turkmenenpferdes ſehr zurü> weil den Beſißern das Räuberhandwerk gelegt worden iſt, ſie infolgedeſſen nicht ſo ſehr von der Leiſtungsfähigkeit ihrer Pferde abhängig ſind und ihre beſten willig an ruſſiſche Offiziere verkaufen. Ähnliches ſoll ſih ja auch ſeit der überhand nehmenden Einführung von Feuerwaffen bei der edlen Raſſe der Wüſtenaraber vollziehen.

„Der edelſte Stammgenoſſe des Arabers in Europa“, ſagt Graf Wrangel, „iſt das engliſche Vollblutpferd. Viele Kenner haben ſogar die Behauptung aufgeſtellt, daß der Unterſchied zwiſchen dieſen beiden Raſſen nux in den dur< veränderte Lebensverhältniſſe hervorgerufenen Verſchiedenartigkeiten liege und das engliſche Vollblut ſomit unvermiſchtes orientaliſhes Blut in ſeinen Adern habe. Dieſe Behauptung zeugt jedo<h von mangelnder Einſicht in die Geſchichte des Vollblutpferdes, denn das Stammregiſter der Naſſe liefert uns den unumſtößlihen Beweis, daß es im Gegenteile kein einziges Vollblutpferd gibt, deſſen Stammbaum ſowohl auf väterlicher als au<h auf mütterlicher Seite ausſchließli< auf orientaliſche Vorfahren zurückgeführt werden könnte.“ Unſer Gewährsmann nimmt auf Grund geſchichtlicher Nachweiſe an, daß in England bereits ein veredelter Stutenſtamm vorhanden wax, bevor noh an eine regelre<hte Kreuzung mit orientaliſchem Blute gedacht wurde. Er zählt 24 der befannteſten bis zum Jahre 1770 zu Zuchtzwe>en nah England eingeführten orientaliſchen Pferde auf; von dieſen ſind nur 3: der „Darley Arabian“, der „Byerly Turk“ und der „Godolphin Arabian“, Stammväter dreier großer Familien geworden, welche die Grundlage des engliſchen Vollblutes bilden. Dieſes ſelbſt iſt heute nihts anderes, „als ein aus fortgeſeßter Reinzucht hervorgegangenes Erzeugnis der Rennen, der Vorbereitung zu dieſen, dem ſogenannten Training, und der durch dieſe beiden Faktoren bedingten ſorgfältigen Paarung, Aufzucht und Fütterung“. Weiterhin weiſt unſer Gewährsmann nah, „Daß die wertvollſten Eigenſchaften des edlen Pferdes: Schnelligkeit, Ausdauer und Energie, nur dur< die Nennprüfung feſtgeſtellt und erhalten werden können“. Sowohl in der Körperform als auc in der Leiſtungsfähigkeit überragt das heutige Vollblut ſeine Vorfahren nah jeder Richtung hin; es gibt darunter eine große Anzahl trefflicher Pferde, welche eine Höhe von 1/75 m und mehre exreichen. Die Geſtalt iſt edler und in Verhältniſſen ebenmäßiger

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