Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

94 Erſte Ordnung: Baumvögel; erſte Familie: Sänger.

der Mitte weißlichem Grunde grauſhwarz gefle>t. Die Länge beträgt 15, die Breite 21 4, die Fittihlänge 7,1, die Shwanzlänge 6 em.

Jm öſtlichen Sibirien vertritt vorſtehend beſchriebene Art der annähernd glei große Bergflüevogel (A ccentor montanellus, Motacilla, Sylvia und Prunella montanella, Spermolegus montanellus). Oberkopf und ein breiter Streifen über die Zügel, welcher bis auf die Ohrgegend reiht, ſind ſhwarzbraun, ein breiter bis auf die SHläfe reihender Augenſtreifen und die unteren Teile licht roſtgelb Bauchhmitte und untere S<hwanzdecfedern heller, die Seiten mit rotbraunen Schaftſtrihen, Bauch und Bruſt infolge der dunkeln Federwurzeln etwas fle>Œig, Na>en, Mantel und Schultern rotbraun, durch dunkle Schaftfle>en und verwaſchene, hellere Seitenſäume gezeichnet, die Halsſeiten aſ<grau, Bürzel und obere Schwanzde>federn fahlbraun, die Schwingen und deren De>federn braunſchwarz mit verwaſchenen rotbraunen Außenſäumen, Armſchwingen und größte obere Flügelde>federn am Ende weiß, zwei Querbinden über den Flügel zeichnend die Schwanzfedern erdbraun mit fahleren Außenſäumen, die drei äußeren auh mit \{<malen Endſäumen. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſ{warzbraun, der Fuß bräunlihhrot. Das Weibchen unterſcheidet ſih dur< minder lebhafte Färbung.

Vom 64. Grade nördlicher Breite an bis zu den Pyrenäen, den Alpen und dem Balkan ſcheint der Waldflüevogel überall Brutvogel zu ſein, kommt aber auh noch weiter nach Norden hin vor und erſcheint im Winter ſehr regelmäßig im Süden Europas, ſtreift ſelbſt na<

tordafrika und nah Weſtaſien hinüber. Fn Mitteldeutſhland trifft er im März ein, hält ſich eine Zeitlang in He>en und Gebüſchen auf und begibt ſi< dann an ſeinen Brutort/ in den Wald, Fichten- und Kiefernbeſtände Laubhölzern und ebenſo das Gebirge der Ebene bevorzugend.

„„În ihrem ganzen Weſen“, ſagt mein Vater, „zeichnet ſi die Braunelle ſo ſehr aus, daß ſie der Kenner ſchon von weitem an dem Betragen von anderen Vögeln unterſcheiden kann. Sie hüpft niht nur im dichteſten Gebüſche, ſondern auh auf der Erde mit größter Geſchi>lichkeit herum, dur<hkrieht alle Shlupfwinkel, drängt ſi dur dürres hohes Gras, durchſucht das abgefallene Laub und zeigt in allem eine große Gewandtheit. Auf dem Boden hüpft ſie ſo ſchnell fort, daß man eine Maus laufen zu ſehen glaubt. Fhren Leib trägt ſie auf die verſchiedenſte Weiſe, gewöhnlih wagereht, den Schwanz etwas aufgerichtet, die Fußwurzeln angezogen, oft aber auch vorn erhoben, den Hals ausgeſtre>t, den Schwanz geſenftl. Wenn man ſie vom Boden aufjagt, fliegt ſie auf einen Zweig, ſieht ſi<h um und verläßt den Ort erſt, wenn ihr die Gefahr ſehr nahe kommt. Jhr Flug iſt geſ{<hwind, geſchieht mit ſchneller Flügelbewegung und geht ziemlih geradeaus. Von einem Buſche zum anderen ſtreicht ſie niedrig über der Erde dahin; wenn ſie aber den Plag ganz verläßt, ſteigt ſie hoch in die Luft empor und entfernt ſih nun erſt. So gern ſie ſih beim Aufſuchen ihrer Nahrung verbirgt, ebenſo gern ſigt ſie frei beim Singen. Man ſieht ſie dann ſtets auf den Wipfeln der Fichten, doch ſelten höher als 20 m über dem Boden, oder auf frei ſtehenden Zweigen, beſonders auf denen, welche den Wipfeln am nächſten ſtehen. Jhr Geſang beſteht aus wenigen Tönen, welche durcheinander gewirbelt werden und nicht viel Anmutiges haben.“ Der Lokon klingt wie „di dui dii“ oder „ſri ſri“; der Ausdru> der Angſt hell wie „didü“, ein Ruf, welchen ſie im Fluge vernehmen läßt, wie „bibibil“; das Lied beſteht hauptſächlih aus den Lauten „Zdididehideh“. Ein Vogel ſingt faſt wie der andere; doch find auh geringe Abweichungen bemerkt worden. Jm Sigen lo>t die Braunelle ſelten, am häufigſten, wenn ſie hoh dur die Luſt fliegt. Sie ſcheint dann die ſigenden Vögel zum Mitwandern ermuntern zu wollen. Oft ſind die lo>enden Vögel ſo hoh, daß ſie das