Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Bartgras8müc>te. Maskengrasmücke. litt

dort niemals im Sommer geſehen. Mein Bruder ſagt ausdrüdlih, daß er es im Winter in der Umgegend von Murxcia habe ſingen hören, und ſomit dürfte erwieſen ſein, daß wenigſtens einige, wenn au< niht in unmittelbarer Nähe ihrer Brutpläße, ſo doch in ihrem heimatlichen Lande bleiben.

Im Südoſten Europas tritt zu den genannten noch eine andere kleine Grasmücke, die zu Chren Rüppels benannte Masken- oder Stelzengrasmü>e (Sylyia rüppellii, capistrata und melandiros, Curruca und Corytholaea rüppellii). Sie erinnert in ihrer Geſamtfärbung ſo ſehr an unſere Bachſtelze, daß man beide faſt mit denſelben Worten beſchreiben könnte. Kopf, Zügel, Kinn und Kehle bis zur Bruſt ſind ſ{hwarz, die Oberteile duntelgrau, ein von der Unterkinnlade beginnender, bis unters Ohr verlaufender Streifen und die Unterteile weiß, leßtere rötlich überflogen, in der Weichengegend gräulich, die Shhwingen und die kleinen Flügelde>tfedern bräunlihſhwarz, lebtere weiß geſäumt, die mittleren Schwanzfedern ſhwarz, die äußerſten ganz weiß, die zweiten , dritten und vierten jederſeits an der Spiße und an der Jnnenfahne mehr oder weniger weiß. Das Weibchen iſt fleiner, auch bläſſer gezeihnet. Das Auge iſt hellbraun, der Schnabel hornfarben, der Fuß rötlich. Die Länge des Männchens beträgt 13, die Breite 21, die Fittichlänge 7, die Shwanzlänge 6,5 cm.

Das Vaterland der Maskengrasmücke iſt Griechenland, Kleinaſien, Syrien, Paläſtina; auf ihren Zügen beſucht ſie Arabien, Ägypten und Nubien. Über ihre Lebensweiſe fehlen no<h ausführliche Mitteilungen; nur von Heuglin und Krüper geben dürftige Berichte. Wir wiſſen, daß ſie ein Bewohner der buſchigen Thäler wüſtenähnlicher Gegenden oder ſpärlich bewachſener JFnſeln iſt. Fn Griechenland gehört ſie zu den Seltenheiten; in Paläſtina, Kleinaſien und auf den Jnſeln des Roten Meeres iſt ſie häufiger, in der Umgegend von Smyrna die gemeinſte Art ihres Geſ<hlechtes. Jn Jonien erſcheint ſie, laut Krüper, gegen Ende des März, beginnt bereits um die Mitte des April zu brüten und verläßt das Land im Auguſt wieder. Auf dem Zuge begegnet man ihr, wie auh ih erfuhr, meiſt in niedrigem Geſträuche oder Schilfe, emſig na Kerbtieren ſuchend; in der Heimat findet man ſie bald na ihrer Ankunſt auf allen mit geeignetem Geſtrüppe bede>ten Anhöhen und Berggehängen, bis ins Gebirge hinauf. Mar ſieht faſt nur die Männchen, nicht aber die verſte>t lebenden Weibchen. Erſtere laſſen ihr Lied von der Spiße eines Strauches herab ertönen, verſ<winden darauf behende in dem Buſche oder fliegen einer anderen Spiße zu, um dort dasſelbe zu wiederholen. Während der Paarungszeit ſingen ſie ſehr eifrig, erheben ſich dabei gleihſam tanzend in die Luft und laſſen ſih mit ausgebreiteten Flügeln und gefächertem Shwanze ſ{hwebend herab. An ihrem Geſange kann man ſie von allen anwohnenden Vögeln unterſcheiden; wie, iſt niht geſagt. Am 7. April fand Krüper ein nur aus feinen, dürren Grashalmen beſtehendes nicht ausgepolſtertes, etwa 15 cm über dem Boden ſtehendes Neſt mit 5, den gemarmelten mancher Dorngrasmücken ähnelnden Eiern; gegen Ende des Mai erhielt er 3 andere. Eines von den geſammelten, welches ex an Dreſ ſer ſandte, iſt 19 mm lang, 15 mm di> und auf gräulihweißem Grunde mit kleinen graubraunen, ineinander laufenden Punkten gezeichnet.

Während die bisher genannten Grasmüken ſi< ſo ähneln, daß jede Trennung der Gattung unnötig erſcheint, zeigen andere ein etwas abweichendes Gepräge, indem in dem ſehr kurzen und ſtark abgerundeten Flügel die dritte, vierte und fünfte Schwinge gleich lang und die längſten ſind, der lange Schwanz deutlich abgeſtuft und das reiche Gefieder haarartig zerſchliſſen iſt. Leach hat auf dieſe geringfügigen Unterſchiede eine beſondere Gattung begründet.