Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

- Samtköpfchen. Sardengrasmüd>e. IS

Brombeerſtrauches, von deſſen überhängender Krone freilih vollkommen vor allen feindlichen Blicken geſhüßt. Dieſer Vogel muß ſeine erſte Brut ſchon ziemlih früh beginnen, da ih bereits zu Anfang des April flügge Junge von ihm vorfand. Sogar im Auguſt noh entde>te ih ein Neſt von ihm mit vollſtändig friſchen Eiern. Dieſe, 4—5 an der Zahl, ſind etwa 20 mm lang, 15 mm di>, auf <mugigweißem, oliven-graugrünlichem Grunde mit ſehr vielen äußerſt feinen duntleren Fle>en, faſt nah Art der Holzhäher-Eier gezeichnet. Außerdem finden ſi< au< no< bläuliche Pünktchen und am di>en Ende öſter ein kleiner Kranz olivenbrauner Fle>en. Das Neſt ſelbſt iſt di>wandiger als diejenigen ſeiner Familienverwandten, etwa demjenigen des Plattmönches ähnelnd, jedo<h bei weitem kleiner und auh zierliher angelegt.“ Nach der Brutzeit ſtreicht alt und jung noh längere Zeit zuſammen im Lande umher. Wir haben in den Wintermonaten noh ſole Familien beobachtet.

Auf Sizilien, Sardinien, Corſica, Malta, den Balearen, in Portugal, Griechenland und benachbarten Inſeln lebt eine zweite Art der Gruppe, die Sardengrasmü>e oder der Sardenſänger (Sylyia sarda, Melizophilus sardus, Currnca, Pyrophthalma und Dumeticola sarda). Die Länge beträgt ungefähr 13, die Fittihlänge 5,5, die Schwanzlänge 6 cm. Das Gefieder der Oberſeite iſt ſhwärzli<h aſ<hgrau, leiht roſtfarben angeflogen, das der Unterſeite matt roſtbräunlich, das der Kehle weißlih, das des Bauches <mußtig weiß; die Shwung- und Steuerfedern ſind ſhwarzbraun, roſtbräunlich geſäumt; das äußerſte Paar der Steuerfedern iſt außen {<mal roſtweißlih geſäumt. Das Auge iſt nußbraun, der na>te Augenlidrand gelblich fleiſhfarben, der Schnabel ſ<hwarz, am Grunde des Unterkiefers gelblich, der Fuß licht hornfarben. Das Weibchen unterſcheidet ſi<h dur< etwas hellere Färbung vom Männchen.

„Dieſe Grasmüte“/, ſagt Salvadori, „iſt vielleicht der gemeinſte Vogel, welchen es auf Sardinien gibt. Er bewohnt Berg und Ebene, aber immer nur da, wo der Boden mit Ciſten und Heide bekleidet iſt. Beſonders auf den von dieſen Pflanzen bede>ten Hügeln lebt eine außerordentlih große Anzahl.“ Ganz dasſelbe ſcheint, laut A. von Homeyer, für die Balearen zu gelten, und deshalb iſt es um ſo auffallender, daß der Vogel in Spanien nicht oder doh nur höchſt felten gefunden wird. Jn ſeinem Strauchwalde bewegt er ſich faſt mehr nach Art einer Maus als nah Art eines Vogels. „Er verläßt“, ſagt Homeyer, „einen Strauch, eilt flatternd, hüpfend dicht über dem Boden dahin, einem anderen zu, verſhwindet in dieſem, verläßt ihn jedoch oft ſofort wieder, fliegt auf einen Stein oder Felſen, läuft über ihn oder um ihn herum, verſhwindet wieder im Strauche, läuft auf der Erde fort zu den nächſten De>ungen, und das alles mit einer Gewandtheit, welche die unferes Zaunfönigs weit übertrifft. Er hat, was das Schlüpfen anbetrifft, mit dem Samtköpfchen Ähnlichkeit; ſeine Eilfertigkeit und Gewandtheit iſt aber viel bedeutender. Auch läuft er ſtolz wie eine Bas fele oder hurtig wie ein Blaukehl<hen auf dem Boden dahin, den Schwanz in der Regel faſt ſenkrecht in die Höhe geſtelzt. Drollig ſieht der Vogel aus, wenn er in dieſer Stellung auf die Höhe eines Steines kommt und hier Umſchau hält.“ Ähnlich ſchildert ihn Hansmann. „Raſtlos in Bewegung von einem Ciſtenſtrauche zum anderen gehend, bald Käferchen aus der Blütenkrone hervorpi>end, bald einen flatternden Spanner über der Erde im Laufe verfolgend, läßt er von Zeit zu Zeit ſein klingendes Liedchen erſchallen, welches große Ähnlichkeit mit dem Gezwitſcher eines jungen Kanarienvogelmännchens hat, mit dem Unterſchiede jedoch, daß jenes, wie der Geſang des Rotkehlchens, in Moll ſchließt. So wenig laut das Lied des ſardiſhen Sängers auch an und für ſi iſt, ſo weit kann man es doch vernehmen, beſonders einzelne hellere Töne, die faſt ganz dem Schellen einer kleinen Klingel gleichen. Der Locruf ähnelt vollkommen demjenigen des rotrü>igen Würgers, nur

daß er um ein Bedeutendes leiſer iſt. Schärfer und ſ{hneller ausgeſtoßen, wird er zum Brehm, Tierleben. 3, Auflage. IV. 8