Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Droſſelrohrſänger. Teichrohrſänger. 121

können, das Neſt zu verlaſſen pflegen und nun die erſten Tage ihres Lebens Ületternd ſich forthelfen. Ende Juli ſind ſie ſelbſtändig geworden, und nunmehr denken ſie ſhon an die Winterreiſe.

Gefangene Rohrdroſſeln ſind angenehme, obſchon ziemlih hinfällige Zimmergenoſſen, halten ſi, wenn ſie ſi einmal an das Stubenfutter gewöhnt haben, glatt und nett, erfreuen durch ihre außerordentliche Behendigkeit und Gewandtheit, durch ihr geſchi>tes Klettern, ſingen auh recht eifrig und können mit der Zeit ſehr zahm werden. Um ſich ihrer zu bemäthtigen, ſtellt man meterhohe Stö>e mit Querſproſſen und Stlingen in das Nöhricht.

Ein Abbild des Droſſelrohrſängers im kleinen iſt der Teihrohrſänger, Teithz, Schilf- oder Nohrſänger, Rohx- und Shilfſhmäßer, Schilf- und Waſſerdornrei<h, Waſſer- und Rohrzeiſig, kleiner Rohrſperling 2c. (A crocephalus sbreperus und arundinacenus, Sylvia arundinacea, strepera, affinis, boeticula, baeticata, horticola und isabellina, Calamoherpe arundinacea, obscurocapilla, rufescens, arbustorum und pinetorum, Calamodyta strepera, boeticula und rufescens, BSalicaria arundinacea und rufescens, Cettia boeticula, Motacilla, Curruca und Muscipeta arundinacea). Seine Länge beträgt 14, die Breite 20, die Fittichlänge 6,5, die Schwanzlänge 5,8 cm. Die Oberteile und Außenſäume der olivenbraunen Schwingen und Schwanzfedern find olivenroſtbraun, Bürzel und Oberſchwanzdeen lebhafter, die Unterteile roſtgelblihweiß, Kinn und Kehle lichter, deutlich ins Weiße ziehend, Zügelſtreifen, RNückengegend, Hals- und Körperſeiten nebſt unteren Flügel- und Schwanzde>en lebhaft roſtgelb. Der Augenring iſt dunkelbraun, der Schnabel hornbraun, am Mundrande orangerot, unterſeits horngelb, der Fuß hornbräunlich.

Vom ſüdlichen Schweden und dem Weißen Meere an verbreitet ſih der Teichrohrſänger über ganz Europa und Weſtaſien, iſt no< in den Atlasländern Brutvogel und durhwandert im Winter ganz Afrika, bis zum Vorgebirge der Guten Hoffnung vordringend. Fn Deutſchland bewohnt er ähnliche Gegenden wie ſein größerer Verwandter, iſt aber weiter verbreitet als dieſer, dehnt ſein Wohngebiet mehr und mehr aus, nimmt auh an Menge merflih zu. Aus ſeiner Winterherberge kommend, erſcheint er um Mitte April und zieht nun langſam nordwärts, ſo daß man ihm no zu Ende Mai, ſelbſt im Funi auf dem Zuge begegnen fann. Auch er wohnt ſtets in der Nähe des Waſſers und regelmäßig im Rohre, ſiedelt ſich jedo<h häufiger als der Droſſelrohrſänger ebenſo in benahbarten Gebüſchen an, beſucht überhaupt dieſe und ſelbſt Bäume nicht ſelten. Jn Weſen und Eigenſchaften erinnert ex in jeder Beziehung an ſeinen größeren Verwandten; ſelbſt ſein Lied hat mit deſſen Geſange die größte Ähnlichkeit, nur daß es ſih in höherer Tonlage bewegt als leßteres. Ein ſcnalzender Laut, der wie „tſhädſche“ klingt, iſt der Lo>ton; ein ſhnarhendes „Schnarr“ zeigt Unwillen und Beſorgnis an. Der Geſang, welcher am lauteſten im Juni erflingt und während des ganzen Tages, vom frühſten Morgen bis zum ſpäten Abende, faſt ununterbrochen vorgetragen wird, kann dur die Silben „tiri tiri tiri, tir tir tir, ze> ze ze> ze>, zerr, zerr zerr, tiri tiri, dſcherk dſcherk dſcherk, heid heid, hid, trett trett trett“ ausgedrüd>t werden. Das Neſt ſteht in der Regel ganz ebenſo wie das ſeines größeren Verwandten im Rohre, ähnelt dieſem auch in der Form und wird mehr oder minder aus denſelben Stoffen errichtet, jedoch etwas leiter gewebt und innen häufiger mit Pflanzenwolle au< wohl mit etwas grünem Mooſe oder Naupengeſpinſt ausgefleidet. Die Ηd Eier, wel<he man um die Mitte des Juni findet, haben durchſchnittlich einen Längsdurhmeſſer von 19 und einen Querdurhmeſſer von 14 mm und ſind auf grünlih- oder gräulihweißem Grunde mit olivengrauen oder olivenbraunen, auch aſhgrauen Fle>en mehr oder weniger dicht gezeichnet. Beide Eltern brüten abwechſelnd mit Eifer und Hingebung,