Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Uferſchilfſänger: Verbreitung. Aufenthalt. Weſen. Stimme. 125

Letzteres gewährt ihm das Bewußtſein fo vollſtändiger Sicherheit, daß er durchaus nicht ſcheu iſt, einen ſih nahenden Menſchen gar niht beachtet, in 10 Schritt Entfernung von ihm au< wohl die Spiße eines Buſches erklettert und von dort aus unbeſorgt ſein Lied zum beſten gibt und ebenſo plößlih wieder erſcheint, als er aus irgend welchem Grunde in der Tiefe verſhwand. Die Lockſtimme iſ ein \ſchnalzender Laut, der Ausdru> des Unwillens ein <narhendes „Scharr“, der Angſtruf ein kreiſchendes Quaken, der Geſang ſehr angenehm, dur einen langen, flötenartigen, lauten Triller, welcher oft wiederholt wird, ausgezeichnet, dem Liede anderer Rohrſänger zwar ähnlich, aber auh wieder an das der

Uferſchilfſänger (Acrocephalus schoenobaenus), Seidenrohrſänger (Bradypterus cettii) und Ciſtenſänger (Cisticola cursitans). 1 natürl. Größe.

Bachſtelze oder der Nauhſhwalbe erinnernd, ſeine Abwechſelung überhaupt ſo groß, daß man ihn dem Geſange einzelner Grasmücfen gleiſtellen darf.

Jn der Regel hält ſi der Uferſchilfſänger ſoviel wie möglih verborgen; während der Paarungszeit aber kommt er auf die Spizen hoher Pflanzen oder auf freie Zweige empor, um zu ſingen oder einen Nebenbuhler zu erſpähen, deſſen Lied ſeine Eiferſucht reizte. Neugier veranlaßt ihn zu gleichem Thun. Wenn man den Hühnerhund das Geſtrüpp durhſuchen läßt und dieſer ſich ihm nähert, ſieht man ihn oft an einem Binſen- oder Rohrhalme in die Höhe kommen, ſi< umſ<hauen und dann blibſchnell wieder in die Tiefe verbergen. Erſchre>t erhebt er ſich, fliegt aber, ſolange er in der Heimat weilt, nie weit und immer ſehr niedrig über den Boden oder über dem Waſſer dahin. Ununterbrochen in Bewegung, hält er ſi< nux, ſolange er ſingt, minutenlang ruhig auf einer und derſelben Stelle, und