Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

128 Erſte Drdnung: Baumvögel; erſte Familie: Sänger.

Acrocephalus locustella, Sylvia, Salicaria und Threnetria locustella, Muscipeta locustella und olivacea, Calamoherpe locustella und tenuirostris, Abbildung S. 129) gelten. Seine Länge beträgt 13,5, die Breite 19, die Fittichlänge 6,3, die Shwanzlänge 4,8 cm. Das Gefieder iſt auf der Oberſeite olivenbraun, auf dem Kopfe durch kleine rundliche, auf Mantel und Schultern durch breite pfeilförmige braunſhwarze Fle>en gezeichnet; die Unterteile ſind fahl roſtgelb, Kinn, Kehle, Unterbruſt und Bauchmitte lichter, ins Weißliche ziehend, auf dem Kropfe mit feinen dunkeln Schaftſtrichen, auf den Unterſchwanzde>en mit breiten verwaſhenen Schaftfle>en geziert, die Shwingen ſ{hwärzlihbraun mit {malen ölgrauen Seitenkanten, welche nach hinten zu breiter werden, die Steuerfedern dunkel grünlihbraungrau, lichter geſäumt und gewöhnlich dunkler in die Quere gebändert. Das Auge iſt graubraun, der Schnabel hornfarben, der Fuß liht rötlih. Jm Herbſtkleide iſ die Unterſeite gelblicher, im Jugendkleide die Bruſt geflect.

Jm mittleren Sibirien, angeblih au< in Südrußland, vertritt ihn der Striemenſ<hwirl (Locustella lanceolata und minuta, A crocephalus lanceolatus, Sylyia, Cisticola und Calamodyta lanceolata). Er ift ihm ſehr ähnli, unterſcheidet ſi aber dur erheblich geringere Größe, zart roſtgelblihe Unterſeite und ſtärkere, dichtere, auch Kinn und Kehle einnehmende Fle>ung. Dem Oſten Mittelaſiens entſtammt der einmal auf Helgoland erbeutete Streifenſhwirl (Locustella certhiola und rubescens, Motacilla, Sylvia, Turdus und Acrocephalus certhiola). Seine Länge beträgt 16, die Fittihlänge 7,5, die Shwanzlänge 6 cm; ſein Gefieder iſt oberſeits olivengraubraun, mit breiten, dunkeln Schaſtſtrichen gezeichnet, welche auf dem Oberkopfe ſehs, auf dem Rücken acht unregelmäßige Längsreihen bilden, unterſeits roſtgelblih, an der Kehle und auf der Vauhmitte weißlih, an den Unterſhwanzde>en fahl roſtbraun, weißlich gerandet, über dem Auge, einen ſ{hmalen Streifen bildend, weißlih; die Shwingen und Schwanzfedern ſind dunkelbraun, erſtere außen \{<mal fahlbraun geſäumt, lettere mit ſieben dunkeln, verloſchenen Querbinden und breitem lichten Endrande geziert.

Von Schweden oder Rußland an verbreitet ſih der Shwirl über ganz Mitteleuropa; gelegentlih ſeines Zuges erſcheint er im Süden unſeres Erdteiles oder in Nordoſtafrika. Er bewohnt die Ebenen, findet ſich aber keineswegs überall, ſondern nur ſtellenweiſe hier und da ſehr häufig, an anderen Orten, zumal im Gebirge, gar niht. Jn Deutſchland erſcheint er um Mitte April und verweilt hier bis Ende September, ebenſowohl in großen Sümpfen wie auf kleineren, mit Weidengebüſch bewa{hſenen Wieſen, im Walde niht minder als auf Feldern ſeinen Aufenthalt nehmend. Hier entfernt er ſi< niht vom Waſſer, dort lebt er auf tro>enem Boden; hier bevorzugt er Seggengräſer, dort niederes, dihtes Buſchholz und Dornengeſtrüppe. Eine Örtlichkeit, welche ihm hundert- und tauſendfa<h Gelegenheit bietet, ſi jederzeit zu verbergen, ſcheint allen Anforderungen zu entſprechen. Auf dem Zuge verbringt er den Tag allerorten, wo niedere Pflanzen den Boden dicht bede>en.

„Der zuſammengedrückte Leib, die bewunderung8würdige Schnelligkeit im Laufen und das gefle>te Gefieder“, ſagt Graf Wodzicki, „ſtempeln den Shwirl zu einem Vertreter der Nallen in der Sängerfamilie. Hat man je Gelegenheit gehabt, dieſe Vögel beim Neſte zu beobachten, wie ſie emſig hin- und herlaufen auf naſſem Boden, ſelbſt kleine, mit ſeichtem Waſſer bede>te Stre>en überſchreiten, wie ſie im Waſſer, ohne ſih aufzuhalten, die auf ihrem Wege ſih vorfindenden Kerbtiere erhaſchen, ſie in größter Eile den Jungen zutragen und wieder fortrennen, wie ſie auf die Grasfaupen ſpringen, ein paarmal ſchwirren und dann wieder eifrig ſuchen; hat man ſie endlih mit ausgeſtre>tem Halſe und aufgeblaſener Kehle beim Singen geſehen, ſo wird man gewiß an die Waſſerralle denken.“ Mit dieſer Schilderung