Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Feld\ſ<hwirl. Schlagſhwirl. 131

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beim Singen regelmäßig frei und kommt dabei früher oder ſpäter zu Geſichte.“ Ungeſtört ſizt es, nah langjährigen Beobachtungen des leßtgenannten, während es ſingt, ſtundenlang mit ſenkre<t herabhängendem Schwanze, etwas nach oben gerihtetem Schnabel, zitterndem Unterſhnabel und aufgeblaſener Kehle regungslos auf einer und derſelben Stelle. „Dex wunderliche Sänger hat die größere oder geringere Stärke des Tones ganz in ſeiner Gewalt. Nähert man ſih einem ſolchen, welcher auf einem vereinzelten Wieſenbuſche ſißt, ſo ſchweigt er plößlih. Man ſteht ſtill, 5, 10 Minuten lang wartend, da beginnt das Schwirren wieder, ſcheint aber aus einer ganz anderen Richtung herzukommen oder aber iſt ſo leiſe und gedämpft, daß man über die Entfernung des ſingenden Vogels vollſtändig irre werden möchte. Zuweilen ſ{hweigt der Schwirl viele Tage, faſt wochenlang, hartnäckig; dann wieder läßt er ſi< nur des Vormittags oder des Mittags oder des Abends, am regelmáäßigſten aber immer in den Nachtſtunden hören. Er ſ{<weigt bei Sonnenſchein und ſ<wirrt bei Regen und heftigen Stürmen: ſo wenig begabt, und doch ſo launiſch wie der gefeiertſte Künſtler!“

Die Nahrung entſpricht der anderer Familienverwandten und ändert höchſtens infolge der verſchiedenen Örtlichkeit welche der Shwirl bewohnt, einigermaßen ab.

Das Neſt des Shwirxls ähnelt mehr dem einer Grasmüe als dem irgend eines ſeiner näheren Verwandten, ſteht aber ausnahmslos auf dem Boden, gleichviel ob dieſer tro>en oder \o naß iſt, daß man ſelbſt unmittelbar unter den Eiern die Feuchtigkeit ſpüren kann, entweder unter einem kleinen Strauche oder, und häufiger, im Graſe in der Nähe eines Strauches oder Baumſtammes zwiſchen herabhängenden tro>enen Grasblättern außerordentlich verborgen. Der einfache, flache Bau wird aus\<hließlih aus troœenen Grasblättern errichtet, und der hauptſählihſte Unterſchied zwiſchen ihm und einem Gartengrasmüenneſte beſteht darin, daß der Schwirl breitere Blätter zur Herſtellung der Außenwände wie der inneren Ausfleidung verwendet. Ausnahms3weiſe findet man wohl auh etwas Moos als Unterlage. Das Gelege beſteht aus 5—7 ungleichpoligen, zartſchaligen, mäßig glänzenden Eiern, welche 17 mm lang, 13 mm di> und auf gelb-, matt- oder bräunlichrötlihem Grunde mehr oder minder gleihmäßig am dicen wie am ſpißigen Ende kranzartig mit matt veilchenblauen Scalenfle>en und kleinen bläulichrötlihen Punkten gezeichnet ſind. Nach einer Brutzeit von etwa 14 Tagen ſchlüpfen die Jungen aus, wa<hſen raſh heran, verlaſſen, wenigſtens bei Störung, das Neſt, ehe ſie vollſtändig flügge ſind, und verſchwinden dann, mäuſeartig rennend, in dem benachbarten Pflanzendi>icht. Hansmann behauptet, daß der Schwirl ungeſtört nur einmal im Fahre niſte; Baldamus und Päßler dagegen geben an, daß man das erſte Gelege gegen die Mitte des Mai, das zweite gegen Mitte oder Ende des Fuli finde. Für die Richtigkeit leßterer Angabe ſpricht der um dieſe Zeit noh hörbare Geſang des Männchens. Jn der erſten Hälfte des Auguſt verläßt alt und jung die Niſtſtätte, wendet ſich zunächſt dichter beſtandenen Brüchen zu und tritt nun allmählich die Winterreiſe an.

Mehr den Südoſten Europas und außerdem Weſtaſien und Oſtafrika bewohnt der in Deutſchland ſeltene Shlagſhwirl oder Flußrohrſänger (Locustella fluyiatilis und strepitans, Sylvia, Acrocephalus, Salicaria, Lusciniopsis und Threnetria fluyiatilis, Abbildung S. 129). Seine Länge beträgt 14,7, die Breite 23,5, die Fittihlänge 7,3, die Shwanzlänge 6,2 cm. Die Oberſeite und die Außenfahnen der olivenbraunen Schwingen und Schwanzfedern ſind fahl olivenbraun, die Unterteile heller, Kehle und Bauchmitte faſt weiß, die breiten Endſäume der roſtbräunlichen unteren Shwanzde>en verwaſchen weiß, Kehle und Kopf mit ſehr verwiſchten olivenbräunlichen Längsſtreifen gezeichnet. Der Augenring hat braune, der obere Schnabel hornbraune, der untere wie der Fuß horngelbliche Färbung.

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