Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Rohrſhwirl. Tamariskenſänger. Seidenrohrſänger. 11045)

Gras über und verbleibt hier bis ſpät in den September, fortan ſih auf dem naſſen Boden umhertreibend. n

Jm Süden Europas und ebenſo in Südweſtaſien vertritt die den Rohr- und Heuſhre>enſängern verwandte Gattung der Buſchſänger (Lus ciniola), der einzeln ſchon in Südungarn und Nordfrankreich, häufig aber in Ftalien auftretende Tamariskenſänger (Lusciniola melanopogon, Sylvia melanopogon und melampogon, Calamodyta, Salicaria, Cettia, Acrocephalus und Amnicola melanopogon). Er ift oberſeits rötlichbraun, auf Mantel und Schultern mit verwaſchenen dunkeln Schaftfle>en, auf dem braunſ<warzen Oberkopfe längs der Mitte durch die verwaſchenen helleren Seitenſäume der Federn gezeichnet, vom Naſenloche bis zur Schläfe dur einen breiten roſtgelblihen, in der Zügelgegend durch einen braunſhwarzen Streifen geziert, unter den Augen dunkelbräunlih, auf Kinn, Kehle und den unteren Flügelde>en weiß, auf dem übrigen Unterteile roſtgelblich, ſeitlih dunkler gefärbt. Die Shwingen und Schwanzfedern ſind dunkelbraun mit ſ{hmalen voſtfahlen Außenſäumen, welche an den hinteren Armſchwingen ſih verbreitern und ins Nöôtlihbraune übergehen. ö

Zur Vervollſtändigung mag noh der Seidenrohrſänger (Bradypterus cettii, Sylvia cettii, sericea und platyura, Cettia sericea, altinisonans und cetti, Calamodyta cettii und sericea, A crocephalus, Calamoherpe, Potamodus und Salicaria cettii, Abbildung S. 125) hier eine Stelle finden. Ex kennzeichnet ſich durch ſeinen kurzen, ſchmalen Schnabel, die ſehr abgerundeten Flügel, unter deren Schwingen die dritte und vierte die längſten ſind, und die ſehr breiten, langen und vollen Unterſhwanzfedern, gilt daher als Vertreter einer beſonderen Gattung, der Bruchrohrſänger (Brady pterus). Die Oberteile ſind rôtlihbraun, Bürzel und Oberſhwanzde>en etwas lebhafter, Steuerfedern und die Außenränder der dunkelbraunen Schwingen dunkler, ein Augenſtrich verwaſchen, ein Augenring deutlicher weiß, die Unterteile und Unterflügelde>en weißlich, Kopf- und Halsſeiten grau, die übrigen Körperſeiten nebſt den Unterſchwanzde>en roſtbräunlich, die längſten der leßtgenannten Federn mit verwaſchenem weißen Endrande. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel roſtbraun, die Wurzel des unteren horngelb, der Fuß rötlichgelb. Die Länge beträgt ungefähr 13, die Fittichlänge 6, die Shwanzlänge 6,5 cm. Das Weibchen iſt merk: li fleiner, das außerordentlich lo>ere Gefieder der Jungen niht ganz ſo rötlih wie bei dem Männchen und der weiße Augenſtreifen im Jugendkleide kaum angedeutet.

Der Seidenrohrſänger bewohnt den Süden Europas von Spanien an bis zur Oſtgrenze, auch das weſtliche Aſien und Nordafrika und iſt, wo er vorkommt, Standvogel; în Turkmenien beobachtete Alfred Walter ihn bloß als Zugvogel. Beliebte Aufenthaltsorte von ihm ſind ſtehende, mehr aber noh fließende. Gewäſſer, namentlih Bäche, Waſſer: und Abzugsgräben, deren Ufer Binſen, Brombeerhe>en und Gebüſche möglichſt dicht beſäumen. Hier führt er ein ſehr verborgenes Daſein. Laut A. von Homeyer iſt er außerordentlich lebhaft und faſt immer in Bewegung, kommt nicht häufig zum Vorſchein, verrät ſi aber ſofort durch ſeinen lauten, auffla>ernden Geſang. Sein Wohngebiet, welches einige hundert Schritt Durchmeſſer haben mag, durhſtreift er fortwährend und überraſcht durch ſeine Eilfertigkeit. Bald ſingt er zur Linken, bald wieder zur Rechten des Beobachters, welcher ſi im Anfange die Möglichkeit ſolcher Schnelligkeit gar nicht erklären kann, um ſo mehr, als ein Fliegen des niht zu Geſichte kommenden Vogels nicht wahrſcheinlich erſcheint. Gleichwohl bemerft man doch, daß er das Gebüſch nicht allein behende dur<hſ<lüpft, ſondern auth ganz niedrig über den Boden weg, in der Regel durch ein Geſträuch gede>t, weitere Stre>en duréfliegt. Äußerſt vorſichtig entflieht ex bei der geringſten Gefahr, iſt daher noch ſ{<werer