Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Gartenſänger. Grau-, Blaß- und Olivenſpötter. 139

beigetragen. Hauskaßen dürften ſeiner Brut gefährlich werden; ihn ſelbſt ſichert ſein verſte>tes Leben vor den meiſten Nachſtellungen der gewöhnlichen Feinde des Kleingeflügels, niht aber vor den Neßen der auh ihm auflauernden Welſchen.

Es war in einem der blumenreihen Gärten Valencias, wo ih zum erſten Male das Lied eines bis dahin mir no< unbekannten Gartenſängers vernahm. Der Geſang fiel mir auf, weil er mir vollſtändig fremd war. Jh erkannte aus ihm wohl die Gattung, welcher der Vogel angehören mußte, niht aber eine ſchon früher beobahtete Art. Einmal aufmerkſam gemacht, wurde es mir und meinen Begleitern niht {<hwer, den fraglihen Sänger auh außerhalb der Ringmauern der Stadt Valencia aufzufinden, und ſo erkannten und erfuhren wir denn, daß er ſih über den ganzen Südoſten Spaniens verbreitet und da, wo er einmal vorkommt, viel häufiger auftritt als jeder andere feiner Verwandten. Der Grauſpötter (Hypolais opaca, cinerascens, fuscescens und arigonis, Phyllopneuste opaca, Chloropéta pallida) ift oberſeits olivenbräunlic, unterſeits {hmußigweiß; Zügel und ein ſhmaler Augenring ſind weißlih, Dhrgegend, Hals- und Körperſeiten bräunlih verwaſchen, die unteren Flügel- und Schwanzde>en gelblihweiß, die Shwingen und Schwanzfedern braun mit ſhmalen, fahlbräunlichen Außenſäumen, die äußerſten drei Schwanzfedern jederſeits ſ<mal fahlweiß gerandet. Die Jris iſt dunkelbraun, der Oberſhhnabel horngrau, der untere gelblihgrau, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 15, die Breite 20, die Fittichlänge 6,5, die Shwanzlänge 8 em.

Jn Griechenland vertreten unſeren Vogel zwei nahe verwandte Arten: der merklih fleinere, genau gleichgefärbte, dur ſeinen erheblich ſ<hmäleren Schnabel jedoh hinlänglich unterſchiedene Blaßſpötter (Hypolais pallida, elaeica, megarhyncha und verdoti, Sylvia pallida, Salicaria elaeica, Acrocephalus pallidus, Ficedula ambigua), welcher wahrſcheinlih dem Ramaſpötter (Hypolais caligata oder rama) gleichartig iſt, und der größere, dunklere Olivenſpötter (Hypolais olivetorum, Sylvia, Salicaria und Ficednula olivetorum), welcher ſih durch die olivenbräunlihgraue Oberſeite, die weiße, ſhwach roſtfahl überflogene, auf Hals und Körperſeiten bräunlih verwaſchene Unterſeite ſowie die bräunlichweiß geſäumten unteren Flügelde>en und die außen und innen fahlweiß gerandeten Schwungfedern unterſcheidet.

Wie es ſcheint, meidet der Grauſpötter das Gebirge oder überhaupt bergige Gegenden und wählt aus\chließli<h baumreiche Stellen der Ebenen zu Wohnſißen. Beſondere Lieblingsorte von ihm ſind die Huertas, jene paradieſiſchen Gefilde Spaniens, welche noch heutzutage durch die von den Mauren angelegten Waſſerwerke regelmäßig bewäſſert werden und in Fruchtbarkeit ſ<hwelgen. Hier in den Obſt: oder Blumengärten, welche innerhalb dieſes einen großen Gartens ſich finden, neben und über den Spaziergängen der Städte und Dörfer und felbſt no< in den an die Ebene ſtoßenden Weinbergen und Ölbaumpflanzungen iſt unſer Vogel ſo häufig, daß wir von ungefähr 20 nebeneinander ſtehenden Silberpappeln 12 ſingende Männchen herabſchießen konnten.

So ſehr der Grauſpötter unſerem Gartenſänger hinſichtlich ſeines Aufenthaltes und ſeines Betragens ähnelt, ſo beſtimmt unterſcheidet er ſih von ihm dur ſeine Verträglichfeit anderen derſelben Art gegenüber und dur ſeinen Geſang. Jh habe nie geſehen, daß zwei Männchen eiferſüchtig ſi< verfolgt hätten, vielmehr wiederholt beobachtet, daß zwei Paare auf einem und demſelben Baume lebten; ih habe ſogar zwei Neſter mit Eiern auf einem Baume gefunden. An ein feindſeliges Verhältnis zwiſchen den betreffenden Paaren iſt alſo gar nicht zu denken, und dieſe Verträglichkeit fällt dem, welcher das zänkiſhe Weſen anderer Gartenſänger kennt, augenbli>lih auf. Aber auch der Geſang unterſcheidet den