Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Wanderlaubvogel. Laubſänger. 143

welche ſi< ihm allzunah aufdrängen, und trägt dadur< wie durch die ihm eigene Unruhe und den zwar einfachen, aber doh niht unangenehmen Geſang weſentlih zur Belebung der Wälder bei.

Bewegungen und Handlungen der Laubſänger verraten, wie Naumann mit Recht ſagt, immerwährenden Frohſinn. Ruhig auf einer und derſelben Stelle zu ſißen, kommt ihnen ſ{hwer an. Wie die Grasmüdten, ſind fie faſt ununterbrochen in Bewegung, bald geſchi>t dur< Zweige ſhlüpfend, bald einer Zweigſpiße zufliegend und flatternd vor ihr ſih erhaltend, um ein Kerbtier wegzunehmen, bald ſingend einem andern Baume zuſtrebend. Selbſt wenn ſie wirkli einmal auf einer Stelle ſigen, wippen ſie wenigſtens noh mit dem Schwanze. Jhr Flug iſt flatternd und etwas unſicher, wie Naumann ſih ausdrüd>tt, hüpfend; auh beim Durhmeſſen weiterer Stre>en beſchreiben ſie eine unregelmäßige, aus längeren und kürzeren Bogen zuſammengeſezte Schlangenlinie. Nicht umſonſt heißt der Maldlaubvogel auch der ſ{hwirrende; denn die Hauptſtrophe ſeines Liedes iſt in der That faum méhr als ein Shwirren, wel<hes man durch die Laute „ſiſiſiſiſirrrrrirrirr“ ungefähr verſinnlihen kann. Bei Beginn der Strophe, welche anſcheinend mit größter Anſtrengung hervorgeſtoßen wird, pflegt ſih der Vogel von ſeinem Size herabzuwerfen und, mit den Flügeln zitternd oder ſhwebend, einem anderen Aſte zuzuwenden, immer aber einem ſolchen, welchen er mit Beendigung der Strophe zu erreichen vermag, worauf er dann noh zweioder dreimal die äußerſt zartklingende Silbe „hoid“ verlauten läßt. Der Geſang des Fitis beſteht nux aus einer Reihe ſanfter Töne, welche wie „hüid, hüid, hoid, hoid, hoid, hoid“ flingen; aber das Shmelzende und Flötenartige, das Steigen und die Weichheit der Laute gibt ihm, wie mein Vater ſagt, etwas ſo Eigenes und Anſprechendes, daß er dem Schlage vieler Vögel vorzuziehen iſt. Das Lied des Weidenlaubvogels dagegen beginnt mit den Silben „trip trip trip het“, worauf die lauteren „dillr dellr dillr dellx““ folgen; der Geſang des Berglaubſängers endlich klingt, laut Landbe>, wie „ſe-e-e-e-trrre-e-e, da da da, uit uit uit“. Alle Arten ſingen, ſolange die Brutzeit währt, außerordentlich eifrig, blähen dabei die Kehle auf, ſträuben die Scheitelfedern, laſſen die Flügel hängen, zittern vielleiht au< mit ihnen, beginnen ſhon am frühſten Morgen und enden erſt nah Sonnenuntergang. Alle Laubſänger bauen mehr oder weniger künſtliche, ba>ofenförmige Neſter auf oder unmittelbar über dem Boden. Die Neſter des Waldlaubſängers, Fitis und Berglaubvogels ſtehen ſtets auf leßterem, die des Weidenlaubſängers in der Regel ebenfalls, zuweilen aber auh 0,5—1 m hot in Sträuchern, da, wo das Unterholz aus Wacholder beſteht, faſt ſtets in dieſem. Der Waldlaubſänger wählt zu ſeinem Niſtplaße den unteren Teil eines alten Sto>es, den Fuß eines großen oder kleinen Baumſtammes, welcher von Heidekraut, Heidel- oder Preißelbeeren, Moos und Gras dicht umgeben iſt, errichtet hier aus ſtarken Grashalmen, feinen Holzſpänen, Moosſtengeln, Kiefernſchalen, Splittern und ähnlichen Stoffen den äußerli< ungefähr 13 cm im Durchmeſſer haltenden Kuppelbau mit 4 cm weitem Eingangsloche und kleidet das Jnnere mit feineren Grashalmen äußerſt ſauber aus, wogegen Fitis und Weidenlaubſänger den Bau aus Gras, Blättern und Halmen herſtellen, mit Moos und Laub umkleiden, innen aber mit Federn, namentlich Rebhuhnfedern, ausfüttern, und der Berglaubvogel endlich, welcher das größte Neſt unter allen Verwandten zu bauen ſcheint, Wurzeln, Gras, dürre Äſtchen zum Außenbaue, feiner gewählte Stofſe derſelben Art zum Junenbaue und zuweilen noh Tierhaare zur Auskleidung der Mulde verwendet. Um den großen Bau zu ſtande zu bringen, beginnen die weiblichen Laubſänger, wie mein Vater vom Fitis beobachtete, damit die Vertiefung auszuhöhlen, in welcher das Neſt ſteht, ziehen, oft mit großer Anſtrengung, die Gras- und Moosſtengel aus und bearbeiten die Stelle mit dem Shnabel ſo lange, bis ſie den Grund halbkugelförmig ausgegraben haben. Nunmehr erſt