Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

24 Ein Bli auf das Leben der Geſamtheit,

Gelege mit dieſen, andere mit Erde oder Sand, während die meiſten ſolche Vorkehrungen nicht treffen. „Für den Jnhalt des Neſtes und die Beſchaffenheit der Eier haben die Vögel kein Verſtändnis; denn ſie brüten mit gleicher Hingabe auf fremden wie auf den eigenen Eiern, auh auf fremdartigen Gegenſtänden, wie auf Nüſſen, Kugeln, Steinen, vor dem Legen eine Zeitlang ſelbſt im leeren Neſte. Angebrütete uns taube oder faule Eier haben für ſie den gleichen Wert. Aus der Mulde gerollte Eier bleiben regelmäßig unberücſihtigt, gerade als wüßten die Tiere, daß ihnen gegenüber der Liebe Mühe fernerhin do< umſonſt iſt. Dagegen verändern ſie, wenn die Eier in der Mulde frei liegen und ſie dies merken, ihren Sit ſo lange, bis ſie alle wieder bede>t haben. Abnahme der äußeren Wärme empfinden ſie meiſt ſehr lebhaft, werden traurig oder verdrießlih, wenn fühle Witterung eintritt, und erlangen ihre Heiterkeit erſt wieder, wenn ein erwünſchter Umſ@thlag ſich bemerklih macht. Die höchſte Wärme während der ganzen Brutzeit tritt 3—4 Tage nah dem Ausſclüpfen der erſten Jungen ein, kommt daher Spätlingen oft ſehr zu ſtatten.

„Die Entwi>elung der Keimlinge eines und desſelben Geleges vollzieht ſi niht immer in gleichen Friſten; auh bei durhaus regelmäßiger Bebrütung kommt es im Gegenteile und ziemlich oft vor, daß einzelne Junge einen und ſelbſt mehrere Tage ſpäter das Licht der Welt erbli>en. Jn der Regel fällt das Ausſclüpfen in die Früh- und Vormittagsſtunden: doh kann ausnahmsweiſe auh das Entgegengeſeßte ſtattfinden. Beim Auskriechen leiſten die Eltern den im Fnneren des Eies arbeitenden Jungen keine Hilfe. Wie dieſe es anfangen, um ſi aus der ſie umſchließenden Hülle zu befreien, weiß man noh niht genau. Ihre Arbeit im Fnneren des Eies iſt eine ziemlih geräuſchvolle, wie jedes Haushuhnei belehren kann. Daß die brütenden Vögel dieſes Geräuſch vernehmen, beweiſen ſie dur häufiges aufmerkſames Hinabbli>en ins Neſt, helfen aber können ſie niht. Das Geräuſch wird treffend mit Picken bezeichnet und hört ſi<h an, als ob das Küchlein mit dem Shnabel gegen die Eiſchale ſtoße. Endlich zerſpringt die Schale, wie oben beſchrieben, in der Negel an der Stelle, an welcher die im ſtumpfen Ende ausgeſpannte innere Haut anliegt; do< geſchieht das Durchbrechen nicht immer in ſtetigem Zuſammenhange, manhmal vielmehr auch, indem rundum mehrere Löcher durchgearbeitet werden. Dur ſtrampelnde Bewegungen verläßt das Junge die geſprengte Schale. Unmittelbar darauf wird dieſe von den Eltern entfernt und zwar entweder weit vom Neſte weggetragen, oder mit Luſt verſpeiſt. Junge, welche an der Schale kleben, laufen Gefahr, von den Eltern mit der unnügen Hülle aus dem Neſte geſchleppt zu werden. Sofort nah geſhehener Räumung des Neſtes kehrt die Mutter zu dieſem zurü>, läßt ſi vorſichtig in die Mulde hinab, klammert ſich re<ts und links an den Wänden an, um die zarten Jungen nicht zu drü>en oder ſonſtwie zu beſchädigen, und ſpendet ihnen vor allem Wärme. Jn den erſten 4—7 Tagen verläßt ſie die leinen, meiſt na>ten Neſtho>er ſowenig wie möglich und immer nur auf kurze Zeit: nath Ablauf dieſer Friſt bedingt ſhon das Herbeiſchaffen größerer Futtermengen weſentliche Änderungen. Die Bede>ung der Küchlein bei Tag und Nacht währt bei kleineren Arten durhſchnittlich ſo lange, bis ihre Nückenfedern ſi erſhloſſen haben. Mit zunehmendem Wachstume der Jungen verändert die wärmende Mutter ihre Haltung im Neſte, inſofern ſie ihre Füße auf jener Nü>ken ſett; dies aber geſchieht, wie aus dem Stillſißen der Jungen hervorgeht, ſo leiht, daß dadurch keinerlei Beläſtigung verurſaht wird.

„Die jungen Vögel ſelbſt legen, ſobald ſie das Ei verlaſſen haben, ihre Köpfe in das Junere der Mulde und benußen die no< vorhandenen Cier als willkommene Kopfkiſſen. Wenn keine Eier vorhanden ſind, liegt ein Hals und Kopf über dem anderen, und der unterſte muß oft ſtark ziehen und rütteln, um ſih zu befreien und aus dem Amboſſe zum Hammer zu werden. Funge Zeiſige ſind bereits am vierten Tage ihres Lebens kräftig genug, um ſih zu wenden und die Köpfe an die Neſtwand zu legen. Wird es ihnen unter der