Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

64 Erſte Ordnung: Baumvögel; erſte Familie: Sänger.

des Finken, der Grasmüde 2c., verwebt werden. Die Braunkehlchen ſingen bis zu Anfang Juli fleißig, beginnen frühzeitig, ſ<hweigen während des Tages ſelten und laſſen ſich bis in die Nacht hinein hören.

Die Nahrung beſteht in Kerbtieren, vorzüglich in Käfern, kleinen Heuſhre>en und deren Larven, Raupen, Ameiſen, Fliegen, Mü>en und dergleichen, welche ſie vom Boden abſuchen oder im Fluge fangen. Das Neſt ſteht regelmäßig auf den Wieſen im Graſe, meiſt in einer ſeichten Vertiefung, zuweilen unter einem kleinen Buſche, immer ſehr gut vérborgen, ſo daß es überaus ſ{<wer zu finden iſt. „Sogar die Leute, welche das Gras abmähen““ ſagt Naumann, „finden es ſeltener als die, welche das Heu nachher mit Harken zuſammenbringen; ja, ih weiß Fälle, daß es bei alledem von keinem gefunden ward, und die Vögel, trot der vorgegangenen großen Veränderung, ihre Brut glü>li< aufbrahten. Es beſteht aus einem lo>eren Geflehte von tro>œenen Würzelchen, dürren Stengeln, Grashalmen und Grasblättern mit mehr oder weniger grünem Erdmooſe vermiſht, im Fnneren aus denſelben, aber feineren Stoffen und ſ{ließli< aus einzelnen Pferdehaaren, welche der Mulde die Vollendung geben.“ 5—7 ſehr bauchige, 19 mm lange, 14 mm di>e, glattſchalige, glänzend hellblaugrüne Eier, die zuweilen am ſtumpfen Ende fein gelbrot gepunktet ſind, bilden das Gelege, das Ende Mai oder Anfang Juni vollſtändig iſt und in 13—14 Tagen vom Weibcen allein gezeitigt wird. Beide Eltern füttern die Brut lieben ſie im hohen Grade und gebrauchen allerlei Liſt, um Feinde von ihr abzuwenden. „Solange ein ſie beobachtender Menſch in der Nähe iſt“, ſagt Naumann, „gehen ſie niht zu Neſte, ja ſie verraten, wenn ſie noh Eier haben , dieſe niht einmal dur< ängſtlihe Gebärden oder Geſchrei. Bei den Jungen findet freili<h das Gegenteil ſtatt; doh ſeßen ſie ihre eigne Sicherheit niht rü>ſihtslos aufs Spiel.“ Ungeſtört brütet das Paar nur einmal im Fahre.

Viele Feinde, namentlih alle kleineren Raubtiere, Ratten und Mäuſe bedrohen die Jungen, unſere kleineren Edelfalken auch die alten Braunkehlchen. Der Menſch verfolgt ſie nirgends regelre<t, <hüßt ſie vielmehr hier und da. Jn der Schweiz iſt der Volksglaube verbreitet, daß auf derjenigen Alpe, auf welcher ein Shwarzkehlchen getötet wird, die Kühe von Stund an rote Milh geben. Jn der Gefangenſchaft ſind ſie, au<h wenn man ſie im Zimmer frei herumfliegen läßt, langweilig und ſtill.

*

Die Steinſhmäßer (Saxicola), welche den Kern der Unterfamilie bilden, ſind ziemlih ſ<hlanke Vögel mit pfriemenförmigem, vor den Naſenlöchern verſ<hmälertem Schnabel, welcher an der Wurzel breiter als hoch, an der Spige etwas abgebogen, an der Schneide faum merklih eingekerbt und auf dem Firſte kantig iſt, hohen und ſhwachläufigen Füßen und mittellangen Zehen, etwas ſtumpfem Flügel, in welchem die dritte und vierte Schwinge die anderen überragen , kurzem, ziemlich breitem und vorn gerade abgeſhnittenem Shwanze und ziemlih reichem, lo>er anliegendem, in ſeiner Färbung bei aller Verſchiedenheit doch in gewiſſer Hinſicht übereinſtimmendem Gefieder.

Die erſte Stelle unter den europäiſhen Arten gebührt dem Trauerſteinſhmäßer (Saxicola leucura und cachinnans, Turdus leucurnus, Oenanthe, Vitiflora und Dromolaea leucura), einem der größten Mitglieder der Gattung. Die Länge beträgt 20, die Breite 31, die Fittichlänge 10, die Shwanzlänge 7 em. Das Gefieder iſt, den bis auf die Endbinde blendendweißen Schwanz und ſeine oberen und unteren De>kfedern ausgenommen, gleichmäßig tiefſhwarz, ſhwach glänzend; die Schwingen ſind an der Wurzel hell aſhgrau, gegen die Spitze hin ſ{hwarz; die Endbinde des Shwanzes nimmt zwei Fünftel der Geſamtlänge der beiden Mittelfedern ein und verſchmälert ſich bei den übrigen bis auf 8 mm. Das