Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 525
Auerhuhn: Fortpflanzung. Brutpflege. ‘Entwickelung der Jungen. 485
der Tränke auf. Fn Schottland hat man dreimal beobachtet, daß Auerhennen alte Horſte auf Kiefern als Wochenbett benußten und ihre Fungen glü>li<h darin ausbracten.“
„Sind die Jungen“, ſo fährt Geyer fort, „einmal ausgefallen, ſo laufen ſie nah Verlauf einiger Stunden, nahdem ſie gehörig abgetro>net, mit der Mutter weg und werden von jet an mit einer ungewöhnlichen Liebe und Sorgfalt behütet. Es iſt rührend, zu ſehen, wenn man ſo unverhofft unter eine Kette kommt, mit welhem Geſchrei und Lärm die Alte einen empfängt. Jm Nu ſind alle Jungen verſhwunden, und ſie wiſſen ſich ſo gut zu verſteœŒen, daß es wirkli ſhwer hält, eins von ihnen zu entde>en. Dies verdanken ſie hauptſächlih ihrer Färbung. Jh hatte öfters, namentlich auf alten Holzſchlägen, die Jungen unter meinen Füßen; ſie waren noh nicht flügge, und dennoch war ih ſelten ſo glü>lich, eins von ihnen aufzufinden. Trauriger ſieht es freili< mit einer Kette aus, wenn Herr Neineke mit ſeiner unfehlbaren Naſe dahinter kommt. Glüt die allbekannte Liſt der Mutter, immer 3—4 Schritt vor dem Fuhſe dahinzulaufen und dahinzuflattern, ſich zu ſtellen, als wäre ſie an den Flügeln gelähmt, und Reineke ſo aus dem Bereiche der Jungen zu führen, ſo ſteht ſie plöblih auf, ſtreiht nah dem Plate, wo ſie zuleßt ihre Jungen ließ, und gibt durc die wohlbekannten Töne „glu> glu> fund, daß die Gefahr vorüber iſt, worauf ſie ſi mit ihnen in entgegengeſeßter Richtung eiligſt auf- und davonmacht; gelingt dies aber niht, ſo ſicht es leider oft traurig aus, und nicht ſelten bleibt keins der Jungen übrig.“
Im günſtigſten Falle wachſen die Küchlein unter dem treuen Geleite der Mutter raſh heran. Fhre Nahrung beſteht faſt nur in Kerbtieren. Die Alte führt ſie an geeignete Stellen, ſcharrt verſprechenden Boden auf, lo>t ſie mit dem zärtlichen „Bak ba>“ herbei, legt ihnen eine Fliege, einen Käfer, eine Larve, Raupe, einen Wurm, eine kleine Schnecke und dergleichen auf den Schnabel und gewöhnt ſie ſo zum Freſſen. Eine Lieblingsnahrung von ihnen ſind die Puppen aller deutſchen Ameiſenarten. Die Alte läuft oft mit den Jungen an die Ränder des Waldes, um die auf den Wieſen und Rainen ſtehenden Ameiſenhaufen aufzuſuchen. Findet ſie einen, dann ſcharrt ſie, bis die Larven zum Vorſchein kommen, und lo>t nun das ganze Volk zuſammen, das eilig die gute Mahlzeit verſchlingt. Wenn die Zungen heranwachſen, freſſen ſie faſt alles, was auh die Mutter verzehrt. Schon nach wenigen Wochen ſind ſie ſo weit befiedert daß ſie bäumen oder wenigſtens flattern fönnen; ihr eigentliches Federkleid erhalten ſie aber erſt viel ſpäter. Hierüber hat mein Vater die ſorgfältigſten Beobachtungen gemacht, und ſie ſind es denn au, welche die Grundlage aller bis jegt veröffentlichten Beſchreibungen der verſchiedenen Jugendkleider bilden.
Im Neſt- oder Flaumkleide ſind Stirn und Zügel roſtgelb, durch zwei braune, hinter den Naſenlöchern beginnende Längsſtreifen und einen auf dem Zügel ſtehenden braunen Fle>en gezeichnet; über die Augen zieht ſi bogenförmig ein brauner Strich; zwiſchen ihnen verlaufen zwei hinten ſi vereinigende {<warzbraune Streifen; der Hinterkopf iſt roſtfarben, hinten mit einem {<wärzlihen Bande gezeihnet, auf welchem ein längs der Mitte des roſtgelben Halſes herablaufender Streifen ſenkrecht ſteht; die Seiten des Kopfes ſind roſtgelb, mit einem braunen oder ſ{<wärzlihen Striche hinter den Augen, die Federn des Rückens roſtfarben mit ſ{wärzlihen und braunen Fle>en und Streifen, die des Unterkörpers aber gräulich-\<wefelgelb, an der Kehle am hellſten. Das Auge iſt bläulichgrau, der Stern bleifarbig, der Schnabel an der oberen Kinnlade dunkel, an der unteren hell hornfarben:- die Zehen und Nägel der bereits mit Daunen bede>ten Füße ſind gelblih. Wenige Tage nach dem Ausfkriechen brechen die Shwungfedern hervor, nach ihnen die Rüen- und die Bruſtfedern, ſ{ließli<h auh die des Kopfes, der am längſten unbefiedert bleibt, und nunmehr geht die Tracht ins erſte Federkleid über. In ihm ſind alle fleinen Federn des Kopfes, Hinterhalſes und Rückens am Grunde grauſchwarz, an der Spie weißlich, längs des Schaftes roſtgelb geſtreift, im übrigen ſ<hwarz und roſtgelb in die Quere gefle>t, die Shwungfedern