Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 528
488 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.
ihn mit Sicherheit aufs Korn zu nehmen. „Wenn aber der Schuß glü>t“, ſagt von Kobell, „wenn er fallend herunterrauſcht dur< das Gezweige und ſ{hwer auf den Boden plumpt, wenn man ihn hat, den mächtigen Vogel, und der erſte Morgenſtrahl ihn behauen läßt als einen vollwichtigen, alten „Pehhahn‘, dann iſt es wohl luſtig, und man ſte>t gern die ſ<hönen ſ{<warzen, am Ende weiß geſprenkelten Schaufelfedern auf den Hut.“
Die fkandinaviſchen ſowie ruſſiſhen Bauern und Berufsjäger betreiben die Balzjagd, als zu unergiebig, verhältnismäßig wenig. Bei ihnen, wo die Waldhühner ein wichtiges Volksnahrungsmittel und einen Gegenſtand des Ausfuhrhandels bilden, werden alle zumeiſt in Schlingen, Neben und Schlagfallen erbeutet, vor dem verbellenden „Vogelhunde“/ beim Anſtande an ihren Äſungsſtellen, auf den Ruf, bei der nächtlichen Faeljagd, mittels Anbirſchen auf Schneeſchuhen, im Schlitten 2c. mit kleinkaliberigen Büchſen geſchoſſen, endli auh mittels eines Handneßes aus ihren Schneegruben herausgefangen. Die dortigen Regierungen ſahen \ih deshalb gedrängt, Schongeſeße zu erlaſſen. Nur die wenigen Herrenjäger üben, ‘außer der Balzjagd, dort Buſchier- und Treibjagden und Jagden mit dem Vorſtehhunde auf Waldhühner aus. Jm Berner Oberlande pflegten, laut Tſchudi, die Auerhahnjäger, wenn ſie ſih ihrem balzenden Wilde auf Schneeſchuhen näherten, ein weißes Hemde überzuziehen.
Über die mannigfaltige Verwertung des erlegten Balzhahnes ſagt Wurm: „Seine großen Schaufelfedern werden zu Fächern und ſelbſt zu Ofenſchirmen, ſeine Shwingen zu Kehrwiſchen, ſeine Füße zu Briefbeſchwerergriffen, Kelchglasfüßen 2c., ſeine Magenſteine zu kleinen Jägerſhmu>ſachen verarbeitet, und ſhließlih kann nur jemand, der noh nie einen gut zubereiteten Auerhahn mitgegeſſen hat, feinen Braten verläſtern. Von der teils rein abergläubiſchen, teils niht unbedenklichen populär -mediziniſhen Verwendung ſeiner Zunge, ſeiner Flaumen, ſeiner Blinddarmloſung, ſeiner Magenkieſel wollen wir ſhweigen, — Das Wildbret der au< äußerlich glanzvoll verjüngten Herbſthähne iſt wegen Ruhens der Geſchlechtsthätigkeit, Beendigung der Mauſer und ÂÄſung zarterer Art, feiner, ſaſtiger und minder harzdufſtend als das der Balzhähne.“ L
Gefangene Auerhühner gehören in allen Tiergärten zu den Seltenheiten. Es iſt niht leicht, ſie an ein ihnen zuſagendes Futter zu gewöhnen, und überaus mühſam und ſ{<wierig, Zunge aus Eiern aufzuziehen. Da, wo Auerwild noh ſtändig vorkommt, gelangt man ohne beſondere Anſtrengung in Beſiß der Eier, und eine Truthenne, ſelbſt eine Haushenne, brütet dieſe auh aus, obgleih leßtere 6 Tage länger als auf den eignen Eiern ſißen muß; eine große Schwierigkeit gedeihlicher Aufzucht beruht jedoch darin, daß die dur< Haushennen ausgebrüteten Auerhühnchen auf den Ruf ihrer Pflegemutter durchaus niht hören wollen und ihr fortlaufen. Dies mußten alle erfahren, welche die Aufzucht von Auerwild verſuchten. „Jh habe“, ſchreibt mir Pohl, der in dieſer Beziehung reiche Erfahrungen geſammelt hat, „die Auerhuhneier ſcließli< durch künſtliche Wärme erbrüten und die Kühlein ohne Henne auffüttern müſſen, unter fo mißlichen Umſtänden freilih auh nur ab und zu ein Auerhuhn aufgezogen.“ Sperrt man Bruthenne und Pflegeküchlein in einen engen Raum, ſo geſchieht es, laut Pohl, wohl manchmal, daß die Küchlein, dur<h die Wärme angezogen, unter die Bruthenne ſchlüpfen und ſih dann an lebtere gewöhnen; am ſicherſten aber gelingt die Aufzucht, wenn man die wirklihe Mutter brüten läßt. Demungeachtet ſind damit noh keineswegs alle Schwierigkeiten beſeitigt. Pohl pflegt ſeit Jahren Auerwild und erhält von ſeinen zahmen Hennen regelmäßig befruchtete Eier, betrachtet es jedoh immer als beſonderes Glü>, wenn die Jungen die zweite Mauſer überſtehen. Dev Hahn darf unter keinen Umſtänden bei der Henne belaſſen werden, weil ex die Küchlein tötet; aber auh zwei Hennen in einem Raume vertragen ſih nicht, weil ſie in ein gemeinſames Neſt legen wollen, überhaupt beim Brüten ſich ‘gegenſeitig ſtören. Und ſelbſt wenn