Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, S. 527
Auerhuhn: Wechſel des Gefieders. Feinde. Balzjagd. 487
ſo namentlih dem Adler und Uhu, öfters zur Beute. „Selbſt kleinere Falkenarten“, ſagt Wurm, „überwältigen leiht den dur< die Flucht übermüdeten Auerhahn, und deshalb fürchtet dieſer jene ganz außerordentlih und vermeidet, ſih frei im Tageslichte zu zeigen. Kopfloſe Flucht vor Raubvögeln treibt das Auerwild zuweilen in große Ferne und an die ſonderbarſtien Orte: in Wohnungen, Keller, Rauchfänge, Ställe 2c., ſelbſt inmitten großer Städte, und manches Stü tötet ſich dabei dur< Anfliegen an Mauern oder Baumſtämme.“ Die Eier ſind von ſämtlichen Raubſäugetieren und außerdem no< von Krähen bedroht, fallen auch leider oft genug rü>ſihtsloſen Menſchen in die Hände: mancher Hirt, mancher Holzhauer erlabt ſich abends an einem Eierkuchen, den er ſeinen Haushennen nicht verdankt. Da, wo die Jagd von zünftigen Grünröken gehandhabt wird, verfährt man überall mit der nötigen Schonung. Kein Weidmann erlegt eine Auerhenne: die Jagd gilt aus\<hließlih dem Hahne, und au< ihm nur während der Zeit ſeiner Balz. Das begreift derjenige, welcher, und wäre es auh nur einmal, ſelbſt hinausgegangen iſt in früher Morgen ſtunde, um den balzenden Auerhahn zu belauſchen und womöglich zu erlegen. Es iſt dies ein Jagdſtück: denn der Hahn bleibt au<h während ſeines Spieles in der Regel noch vorſichtig und läßt ſich nur von dem geübten Jäger berü>en. Aber gerade die Schwierigkeit erhöht die Jagdfreude. Ein Hauptreiz liegt in der Zeit und Örtlichkeit. „Veim Mondſchein vor Tage“, ſchildert von Kobell, „geht es in die waldigen Gründe; im Falle der Himmel trübe iſt, zündet man eine Fael an, bis man in die Nähe des Balzplazes kommt. Da geht der Weg oft zwiſchen alten Bäumen hindurch, die ſi<h in der Veleuchtung der brennenden Späne phantaſtiſh ausnehmen, oder er führt in einen Filzgrund mit verkrüppeltem Krummholze, das einen in ſeltſamen Geſtalten anſchaut, und die Stimmung wird eine mehr und mehr geſpannte. Von Zeit zu Zeit lauſcht man in die Nacht hinein na< dem Balzrufe, nah dem ſih der Jäger vielleiht no< mehr ſehnt als die Henne, der er gilt. Dabei taucht manerlei Beſorgnis auf, daß der Hahn etwa nicht Luſt habe zu balzen, wie es öfters geſchieht. Sowie nun aber aus der dunkeln Wildnis das Schnalzen ertönt und das leiſe Weßten, da rührt ſih das Jägerblut, da iſt alle Aufmerkſamkeit auf das Anſpringen während des Weßens oder Schleifens gerichtet.“
Das Anſpringen ſelbſt will geübt ſein; denn eine einzige unbedahtſame Bewegung reiht hin, den Hahn zu verſheuhen, „Nach einem jedesmaligen Hören des Hauptſchlages, bei dem ſogenannten Einſpielen“, lehrt Geyer, „nähert ſih der Jäger mit 2 oder 3 Sprüngen oder großen Schritten und er wartet dann wieder ruhig den Vers ab, ohne aber nebenbei alle mögliche Vorſicht aus den Augen zu laſſen. Auf dieſe Art wird das Anſpringen fortgeſeßt, bis man aus dem Balzen des Auerhahnes wahrnimmt, daß man ſich ihm bis auf Schußweite genähert. Hat man endlih den Vogel erbli>t ſo ſpannt man den Hahn des Gewehres, ſchlägt während des Einſpielens an, erwartet ruhig den nächſten Vers und ſchießt ihn herab.“ Das flingt, als ob die ganze Jagd recht einfach wäre, während i< aus eigner Erfahrung verſichern muß, daß ſolches keineswegs der Fall iſt. Das Jagdfieber bemächtigt ſih auch des ruhigſten Schüßen; es wird dieſem ſ{hwer, den lauten Herzſchlag zu dämpfen, das Maß der Schritte einzuhalten, ruhig bis zum nächſten Einſpielen zu warten. Gar häufig kommt es vor, daß man das Stillſtehen kaum aushalten fann; niht ſelten geſchieht es, daß der Hahn den Schüßen auch troß der größten Vorſicht die dieſer beobachtet rechtzeitig erſpäht und abſtreiht, dur<h wahſame Hennen abgelo>t, dur< rege gemachtes anderes Wild verſcheucht wird, während der Jäger ihn bereits in ſeiner Gewalt wähnt. Und ſelbſt wenn man glü>lih bis unter den Baum gelangte, hat man meiſt noch ſeine Not, den großen Vogel zu ſehen; denn der Morgen dämmert gerade, wenn die rete Zeit zur Jagd erſchienen, und es hält troß der Größe des Hahnes ſ{<wer, ihn in der dunkeln Krone einer Fichte zu unterſcheiden, noh ſ{hwerer,